Diese Woche waren Pfadfinder aus Hamburg im Ostrachtal unterwegs. Ich schaute zum Fenster hinaus, wie sie am Pfarrheim vorbeimarschierten. Wenige Augenblicke später lagerten sie zwischen Pfarrheim und Kindergarten auf der Wiese. Ich ging hinunter, aus Interesse, nicht um zu sagen, was sie tun dürfen und was lassen. Ihr Ziel: Friedrichshafen. Sie übernachteten im Pfarrheim auf Isomatten und im Schlafsack. Das wichtigste im Rucksack, anderes wird gekauft oder am Abend in der Pizzeria verzehrt. Am kommenden Tag wollte man bis Pfullendorf kommen, Tipp evangelisches Pfarrhaus. Im Text des Sonntags, bei Markus Kapitel 6 Vers 7 bis 13, schickt Jesus die Jünger zu zweit ins Land. Israel hat die Größe von Baden Württemberg. Er schickt sie mit dem Auftrag in die Städte und Dörfer, das Evangelium zu verkünden. Eu-Angelion = die gute Nachricht. Mit einem Wanderstab und mit einem Auftrag ausgerüstet, mehr nicht. Kein Brot, keine Vorratstasche. Bei den Temperaturen würde das Brot nicht lange frisch bleiben und Brunnen gibt es in jedem Dorf. Jesus vertraut auf die sprichwörtliche, südländische Gastfreundschaft, kalkuliert aber auch den Misserfolg mit ein: „Wenn man euch aber nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter, schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie!“ Erfolg, hat mir einer gesagt, gehört nicht zum Wortschatz Gottes. Das entlastet mich. Auch wir als Gemeinde sind mit einem Auftrag unterwegs. Was nehmen wir mit, was brauchen wir? Tatsächlich? Auf was können wir verzichten, müssten wir verzichten? Was muss unbedingt im Handgepäck sein? Wovon leben wir? Am kommenden Sonntag, 22.Juli, hören wir die Fortsetzung des heutigen Textes. Sie versammeln sich um Jesus. Sie kehren immer wieder zurück, zum Austausch, zur inneren Sammlung, ja, ganz wichtig zur Erholung. Bei allem Tun bedarf es der Rückbindung, der Vergewisserung auf Gott hin, auf Jesus, der sendet und auch sammelt. Genau das ist für mich, bei aller berechtigten Kirchenkritik, das wichtigste. Kirche sind die Menschen, die sich um Gott versammelt. Der Kirchenraum umbaut die Versammlung der Menschen, die miteinander auf dem Weg sind. Kirche ist aber nicht nur die Versammlung, sondern auch die Kirche unterwegs. Für die Pfadfinder ist es das Kennenlernen von anderen Landschaften. Sie werden vielleicht schmunzeln über das schwäbische Meer, wenn sie an die Nordsee denken. Sie machen aber auch Erfahrungen in der Gruppe, kommen an körperliche Grenzen, Durst, Hunger, Müdigkeit, Regen, Kälte, Blasen an den Füssen, Sonnenbrand…. Trägt der Gedanke, ein Ziel zu haben, trägt der Gedanke, als Gruppe unterwegs zu sein? Wir haben uns als Kirche eingerichtet, sind vielleicht behäbig geworden, träge. Unsere Zeit, bei allen Schwierigkeiten, ist dennoch Gottes Zeit. Davon legt die Bibel Zeugnis ab. Gott ist mit uns auf dem Weg. Einen guten Sonntag. Und zum Thema WM noch: der bessere möge gewinnen!!! Pfarrer Meinrad Huber