18. November 2018. Volkstrauertag. Die Erinnerung an die Opfer beider Weltkriege. 100 Jahre nach Ende des ersten Weltkrieges. Der Volksbund hat eine Broschüre herausgebracht für diesen Tag. Im Kalender der Kirche ist der 18. November der vorletzte Sonntag im Kirchenjahr, vor dem 1. Advent. Material, Texte also für den Gottesdienst, vom Seelsorgeamt Freiburg. Und Material vom Bonifatiuswerk aus Paderborn, das an die Diasporasituation der Kirche erinnert. Wo Katholiken also eine Minderheit sind. Papst Franziskus hat diesen Sonntag vor zwei Jahren zum Weltta der Armen bestimmt. Dafür hat „Missio“ Bausteine für den Gottesdienst bereitgestellt. Was für ein Wochenende, an dem andernorts und das ist nicht weit weg die Weihnachtszeit eingeläutet wird. Deutlich sichtbar die beleuchteten Christbäume, die Auslagen in den Regalen. Bald wird auch die Musikalische Aufforderung ertönen, es ist Weihnachten! Mit Grausen denke ich an die nächste WM. Dort wird am 4. Advent das Endspiel ausgestrahlt, bei Kerzenschein und Glühwein. Bei einer Beerdigung in dieser Woche las ich den Text von Kohelet vor. Es ist ein Buch der Bibel, aus dem Alten Testament. Es versammelt Sprüche und Weisheiten, vermutlich 10. Jahrhundert vor Christus. „Alles hat seine Zeit“ heißt es dort im 3. Kapitel und den folgenden Versen. Zum nieder reißen und bauen, zum pflanzen und ernten,… Alles hat seine Zeit. Auch Weihnachten hat seine Zeit. Und diese Zeit nennen wir Advent, Adventszeit. Weihnachtsfeier im Advent, mit „Stille Nacht“ und „o, du fröhliche!“ Und manchen reicht dann nicht mehr diese mehr oder wenigen vier Wochen. So fängt man vor dem Advent an, Weihnachten zu feiern. Mit dem Ergebnis, das viele an Weihnachten davon genug haben. Eine Geschichte aus dem Buddhismus mag es noch mehr verdeutlichen, was ich meine. Ein Schüler fragte einmal seinen Meister, warum dieser immer so ruhig und gelassen sein könne. Der Meister antwortete: „Wenn ich sitze, dann sitze ich. Wenn ich stehe, dann stehe ich. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich …” Der Schüler fiel dem Meister in Wort und sagte: „Aber das tue ich auch! Was machst Du darüber hinaus?” Der Meister blieb ganz ruhig und wiederholte wie zuvor: „Wenn ich sitze, dann sitze ich. Wenn ich stehe, dann stehe ich. Wenn ich gehe, dann gehe ich ….”
Wieder sagte der Schüler: „Aber das tue ich doch auch!” „Nein”, sagte da der Meister. „Wenn Du sitzt, dann stehst Du schon. Wenn Du stehst, dann gehst Du schon. Wenn Du gehst, dann bist Du schon am Ziel.” Was ist mir wichtig? Wer ist mir wichtig, an diesem Tag, in dieser Zeit, wie heute?
Pfarrer Meinrad Huber, Ostrach