Eine alte Tradition neu erfunden

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Ostrach-Einhart – Das Pilotprojekt in der Gemeinde ist gestartet. Die „Grüne Mitfahrbank“ säumt die Ortschaften im Weithart, also in Einhart, Habsthal, Levertsweiler, Magenbuch und Lausheim. Auch im Hauptort stehen zwei: einmal am Edeka-Markt und eine weitere am Parkplatz neben der Kirche. Mit einem Sektempfang wurden die ersten Bänke begossen und eingeweiht.

Die Initiative hierfür hatte die Nachbarschaftshilfe Weithart „Mit Herz und Hand“ und stieß im Rathaus auf offene Ohren, denn Bürgermeister Christoph Schulz sah darin eine „ideale Ergänzung zum Bürgerbus“. Das begründete er so: „Der Bürgerbus hat einen festen Fahrplan, die Bank ist quasi 24 Stunden im Einsatz“.

„Ein Freund in Herlazhofen bei Leutkirch, erzählte uns von der Idee“, schilderte die Vorsitzende Stefany Wohlfahrt die Entstehungsgeschichte. Dort gäbe es Bänke, auf denen Passanten Platz nehmen, die auf eine Mitfahrgelegenheit warten. Für die Autofahrer ist das ein Zeichen, anzuhalten und nachzufragen. „Es ist wie Stoppen ohne Daumen und gerade für die Jugend gut geeignet“, so die Initiatorin weiter. Diese Mitfahrgelegenheit „kostet nichts und man kommt weg“, nannte sie die Vorzüge.

„Die Mobilität auf dem Land muss gefördert werden und so wird man es hoffentlich“, so die Vorsitzende. „Der Bürgermeister und das Landratsamt waren hellauf begeistert“, sprach sie weiter, „was mich motivierte und dem Ganzen einen offiziellen Charakter gibt“. Außerdem stecken in dem Vorhaben noch zwei weitere Aspekte, die einen beachtenswerten Nebeneffekt erzeugen. „Es ist eine Frage der Umweltfreundlichkeit“, erwähnte Stefany Wohlfahrt, „und so kommt man ins Gespräch“. Dabei sieht sie die Verbindung, die zwischen Menschen entstehen kann und möglicherweise neue Kontakte schafft.

Die Ruhebänke der Gemeinde bekamen dafür einen neuen Anstrich. Der Bauhof verlieh ihnen ein strahlendes Grün, wobei die Vorsitzende die freundliche Zusammenarbeit besonders zu Roland Hiestand lobte. Gleichzeitig gibt es eine Liste, in die man sich als Autofahrer eintragen und seine Mitnahmebereitschaft durch einen Sticker mit dem Wortlaut „DIE MITFAHRBANK – Da mach ich mit!“ an der Windschutzscheibe kennzeichnen kann. Dies dient der Vertrauensbildung. Kostenlos erhältlich sind sie im Rathaus oder in den jeweiligen Ortschaftsverwaltungen.

Fürs erste werden 500 Aufkleber verteilt, aber Nachschub ist jederzeit möglich. Diese Eintragung ist kein Muss. Bereitwillige können ihren Nachbarn auch ohne Sticker oder Listeneintrag mitnehmen. „Früher war das normal“, betonte Bürgermeister Christoph Schulz und erwähnte, dass dies eine alte Idee sei. Dennoch freute er sich, dass er mit diesem Projekt in seiner Gemeinde der Vorreiter im Landkreis Sigmaringen sei und stellte in Aussicht: „Vielleicht rollen wir das in die anderen Teilorte weiter aus“. „Es hat nichts gekostet, das Projekt wurde gesponsert“, fuhr er fort. Ansprechpartnerin im Landratsamt war Sonja Buzengeiger, die das Vorhaben in das Bundesförderprogramm „Modavo Sig“ einbettete. „Es steht für alternative Beförderungsmöglichkeiten und passt da rein“, informierte sie.

Damit einmal Früchte geerntet werden können, regte Bürgermeister Schulz an: „Mein Appell richtet sich an die Pkw-Fahrer, einmal an die Bank hinzufahren und nachzufragen. Dann wird das Projekt gelingen“.  Versicherungs- und haftungstechnische Bedenken ließen sich zerstreuen, denn die Antwort des Versicherungsfachmanns ist auf der Rückseite des Flyers so formuliert: „Autofahrer brauchen für die private, kostenlose Mitnahme keine zusätzliche Versicherung. Die normale Haftpflicht deckt das ab.“

Standorte der grünen Mitfahrbänke:

  • In Einhart: am Narrenstüble
  • In Habsthal: am Ziegelbühl
  • In Magenbuch: am Reichenbach
  • In Levertsweiler: an der Weithartstraße
  • In Lausheim: an der Kreuzung nach Magenbuch (Cafe Kohler)
  • In Ostrach: an der Kirche und am EDEKA-Parkplatz