Eine Reise als Autorin: Ulla Leinß schrieb ihren Debütroman „Der Hoffnung Morgenschein“

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Ostrach-Levertsweiler – Ulla Leinß ging auf eine Reise – vielleicht die spannendste, die sie je gemacht hat. Sie beschritt den Weg als Autorin und erfüllte sich damit einen Lebenstraum, als sie eines Tages ihr eigenes Buch mit dem Titel „Der Hoffnung Morgenschein“ in den Händen hielt.

„Es hat mir viel gegeben und ich habe viel über mich selbst erfahren“, blickt sie zurück, um von ihrer Erfahrung zu erzählen. „Gut neun Monate habe ich an dem Buch geschrieben“, das ihr allerdings schon viel länger im Kopf rumschwebte. Gerne schrieb Ursula Leinß bis dahin Kurzgeschichten, „häufig skurrile Geschichten mit Situationskomik“, erwähnt sie. „Der Roman ist hat allerdings eine ernstere Thematik“, beginnt die Autorin, über ihr Werk zu erzählen. Es geht dabei um eine Frau mit dem Namen Gerlinde Frohmund, die sich nach ihrem Berufsleben politisch engagiert. Sie ist alleinstehend und wohlhabend. Bei einer Abstimmung im Gemeinderat über Windkraftanlagen droht sie mit Rücktritt, wenn ihre Meinung kein Gehör finden würde. Mit einem Schlag wird ihre politische Arbeit beendet, nachdem sie nicht einmal von ihren Fraktionskollegen Unterstützung bekam. Mit voller Wucht schlägt ihr nun die Einsamkeit entgegen, weshalb sie sich enttäuscht und verbittert zurückzieht und damit in eine tiefe Krise gerät. Erst die zufällige Begegnung mit Anton reißt sie aus ihrer Lethargie wieder heraus. Als sie von seinem grausamen Schicksal erfährt, beschließt sie, ihm zu helfen. Doch dazu müsste sie ihr wohlbehütetes Leben verlassen, in dem sie sich so bequem eingerichtet hat.

Ulla Leinß, die aus dem Rheinland stammt, hat viele Jahre ihres Lebens in Frankfurt am Main verbracht hat. Nun, nach ihrer Tätigkeit als Sprachheillehrerin, genießt sie das Landleben auf einem Hof in Levertsweiler und schöpft aus einem großen Erfahrungsschatz. „Ich kenne Frauen, wie auch Männer, die im Ruhestand in eine Depression fallen und das muss doch nicht sein“, ist ihr wichtig. Zwar handelt es sich bei Anton um einen Flüchtling, aber es geht dabei nicht vorrangig um eine Flüchtlingsgeschichte. Am aktuellen Geschehen orientiert, wollte die Autorin mit ihrem Debütroman viel mehr dazu ermutigen, die Augen im Leben offen zu halten, statt in der Alterseinsamkeit unterzugehen. „Für mich ist das Buch ein Aufzeigen von Möglichkeiten, dass das Leben in jedem Alter noch Überraschungen bereit hält“, beschreibt sie frohen Mutes ihre Absicht. Dabei geht es ihr um Freundschaft und um Menschlichkeit „und um eine Verbindung, die zwischen zwei Menschen im reiferen Alter entsteht“. Weiter betont sie: „Und, dass Freundschaft zwischen Mann und Frau funktioniert!“. Gleichzeitig plädiert sie dafür, „dass es auch in einem gewissen Alter für Veränderungen nicht zu spät sein sollte.“ Ihr Buch soll Mut machen und anregen, einmal die Blickrichtung zu wechseln. 

Bevor sie damit begann, ihre Romanidee umzusetzen, besuchte Ulla Leinß einen Lehrgang für Kreatives Schreiben. Es sollte eine Geschichte werden, in der es um eine Frau geht, die etwas älter ist, als sie selbst und „die sich in dieser Lebensphase neu definieren muss“. Das Berufsleben zu beenden, „kann schön oder ganz schrecklich werden“, sagt sie. „Ich habe mich frühzeitig damit auseinandergesetzt, das halte ich für ganz wichtig.“ Die Hauptfigur für ihren Roman war schnell geschaffen, und sie bekam den Namen „Gerlinde“. „Sie ist eine Person mit Merkmalen mehrerer Frauen, die ich bisher in meinem Leben kennengelernt habe“, erklärt die Autorin. Somit vereinte sie mehrere Charaktere und Situationen. „Ich fragte mich, was macht das mit einer Frau, die sich ehrenamtlich politisch engagiert und für die  durch Zufall eine Freundschaft zu einem anderen Kulturkreis entsteht.“ Sie beobachtete dabei ihr Umfeld gut, um mit feinen Nuancen Akzente zu setzen.

„Meistens schrieb ich gleich nach dem Frühstück und noch einmal am Nachmittag, jeweils etwa eineinhalb Stunden am Stück“, beschreibt Ulla Leinß die Entstehungsgeschichte. „Dabei lief leise klassische Musik und das fand ich anregend.“ Zum Schreiben zog sie sich meist zurück und fand die entsprechende Inspiration in ihrem ausgebauten Schäferwagen. „Das war mein Refugium“, inmitten von Obstbäumen auf der Wiese neben ihren Schafen. Anschließend widmete sie sich anderen Dingen und einem weiteren Hobby, dem Garten. „Dabei fiel mir auf, dass Unkrautzupfen unheimlich gute Kreativitätsprozesse auslöst“, lacht sie. „Das Schreiben ist eine schöne Sache; es gehört viel Disziplin dazu, aber man kann sich daran entwickeln.“ Ihr Resümee: „Nun habe ich noch mehr Respekt vor Schriftstellern, die damit ihr Brot verdienen müssen!“

Endlich war es so weit. Der Tag kam, als Ulla Leinß ihr eigenes Buch zum ersten Mal in den Händen hielt. „Das war ein herrliches Gefühl, gigantisch!“ Für sie bedeutet es einen persönlichen Erfolg, „dass ich es bis zum Ende durchgehalten habe.“

Um einen Verlag hatte sie sich gar nicht erst bemüht. Sie wollte die Dinge selbst in den Händen behalten und sich nicht abhängig machen. So musste sie sich allerdings selbst um eine Lektorin und eine Cover Designerin bemühen und schließlich auch für die Vermarktung sorgen. Die geschah zunächst über Amazon, wo der Roman „Der Hoffnung Morgenschein“ als E-Book und Print-Ausgabe zu haben ist.  Nachdem aber zahlreiche LeserInnen nach der Möglichkeit fragten, das Buch im Buchhandel erstehen zu können, ist es inzwischen – mit eigener ISBN-Nummer – auch im Verzeichnis Lieferbarer Bücher zu finden.

Es gab bereits einige Lesungen in der Region und in Frankfurt mit vielen positiven Rückmeldungen.  Weitere Lesungen sind geplant.

In diesen Wagen zog sich Ulla Leinß zurück, um ihren Debütroman zu schreiben