G`schicht´l über Lenny – von Wolfgang Stöger Teil 3

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Fortsetzung….

Am nächsten Abend sollte es noch „dicker“ kommen. Nach einer kurzen Abstimmung mit meinem Kollegen konnte ich meinen Dienst um 18 Uhr antreten. Als erstes besprach ich mich mit dem Küchenchef, was wir denn am Abend für den Maestro und seine Gäste vorbereiten sollten. Wir waren uns einig, es sollte Tafelspitz werden. Um kurz vor 19.00 Uhr läutete mein mobiles Telefon und am Display sah ich die Nummer von Lennys Zimmers. „Hello, good evening Maestro, how are you tonight?”, fragte ich. (“Hallo, guten Abend Maestro, wie geht es Ihnen heute Abend?“)

„Wolfgang, kannst du hochkommen, I want to have dinner“, entgegnete der Maestro. (Ich möchte gerne zu Abend essen“) Natürlich machte ich mich gleich auf den Weg. Oben angekommen sah ich niemanden außer Lenny. Auch die Zeit hielt ich für zu früh, als dass ich Essen servieren sollte. „Wann geht er in die Oper, wo sind die anderen, wo sind seine Gäste?“, schoss es mir durch den Kopf und ich fragte nach. „Oh, Wolfgang, heute Abend sind wir allein. Ich habe alle fortgeschickt, sie sollen sich mal die Stadt ansehen“, antwortete er.

Ich fragte weiter, was mit ihm wäre und ob er nicht mehr in die Oper müsse. „Bleiben Sie alleine hier?“. Überraschend antwortete er: „Yes, for tonight is leisure. I must do my exercises, but first I`m hungry. Can you do something for me – you know, very special, typically wienerisch?”. (Ja, heute Abend haben alle frei. Ich muss meine Übungen machen, aber vorher habe ich Hunger. Können Sie mir etwas zubereiten, Sie wissen, etwas Besonderes, typisch Wienerisches?“). Da musste ich überlegen, was ich ihm da bringen könnte. „Maestro, I have an idea, hopefully you will enjoy it.” (“Maestro, da fällt mir was ein, hoffentlich werden Sie es mögen“.)

Seine Antwort motivierte mich: „Wolfgang, whatever you do for me, I believe in you, any time”. (“Wolfgang, was immer Sie für mich tun, ich vertraue Ihnen jederzeit“.) Um ehrlich zu sein, in diesem Moment hatte ich noch keine Ahnung, was ich ihm bringen sollte. Doch das in mich gesetzte Vertrauen des Maestros gab mir ungeahnte Kräfte.

Mein Weg führte mich in den Personalraum, um eine Zigarette zu rauchen. Ich musste nachdenken, ich brauchte eine Idee. Was kann ich tun? Wann kommt die Idee endlich? Da war sie plötzlich! „Nein, das kann ich nicht machen oder gerade doch? Warum nicht, er vertraut mir“, fuhr das Gedankenkarussell in meinem Kopf los. Schnell drücke ich die Zigarette aus und lief zum Würstelstand gegenüber des Hotels.

Dort holte ich eine „Hasse“ mit allem, was dazugehört. Senf, Pfefferoni und natürlich Schwarzbrot. Im Hotel zurückgekehrt legte ich alles auf einen Teller, denn ich wollte nicht auf dem Pappendeckel servieren und fuhr damit hoch aufs Zimmer. „Maestro, your dinner is ready, but it is very, very special”. (“Maestro, Ihr Abendessen ist fertig, aber es ist sehr, sehr ungewöhnlich“.) Und ich nahm die Cloche ab.

„What´s this?“ („Was ist das?“) Sein Gesichtsausdruck war mehr als verwundert. „Maestro, this is a special sausage, normally the people eat it on a „Würstelstand”, taste it”, erklärte ich ihm. (“Maestro, dies ist eine spezielle Wurst. Normalerweise essen sie die Leute direkt am Würstelstand. Pobieren Sie“) “And where is the cutlery?”, suchte er. („Und wo ist das Besteck?”) Ich erklärte weiter, dass es an einem Würstelstand kein Besteck gibt und er doch seine Finger nehmen soll, was er auch tat. „Wolfgang, was trinken die Wiener dazu?“ interessierte er sich. „Bier, Maestro“ antwortete ich, während ich ihm bereits eine Flasche aus der Minibar holte, sie öffnete und vor ihn hinstellte.

Schnell erwies sich Lenny als guter Zuhörer. „I know, Wolfgang, kein Besteck, also auch kein Glas“, griff die Flasche und machte einen kräftigen Schluck daraus, als ob es das normalste auf der Welt wäre. „Er hat´s aufgenommen“, dachte ich im Stillen. Als er fertig war, fragte ich nach, ob alles in Ordnung war und es geschmeckt hat. „Wolfgang, das war das Beste und Schönste was du für mich tun konntest, I`m so überrascht, und happy, I have a „Hasse“, and nobody knows“. („Ich bin so überrascht und erfreut, ich habe ein „Hasse“ und niemand weiß etwas davon“.)

In diesem Moment wuchs ich auf eine Körpergröße von ca. 100 Meter und hatte eine breite Brust wie noch selten zuvor. Zu sagen, schlichtweg glücklich zu sein, dem Maestro eine Freude bereitet zu haben, war ein noch zu minderer Ausdruck. Mit meinen neuen Körpermaßen räumte ich alles ab und fragte, ob ich noch etwas für ihn tun könnte. „No, thank you, I`m so satisfied and I enjoyed the „Hasse“. („Nein danke, ich bin zufrieden und habe das „Hasse“ genossen“) „Kann ich vielleicht etwas für dich tun? Ich spiel was am Flügel für dich.“ Freundlich lehnte ich ab und erklärte ihm, dass Opern nicht so mein Ding wären. „Aber ich habe gehört, dass Sie auch ein Musical komponiert haben. Darf ich vielleicht ein Stück hören?“, fragte ich nach.

 

….Fortsetzung folgt am 26. Mai 2018