Ostrach – Das Strahlen ging ihm nicht mehr verloren. Zahlreiche Besucher reichten Dirigent Paul Maier nach dem Jahreskonzert die Hand, um ihm Glückwünsche für das „gelungene“ und „hervorragende“ Ereignis auszudrücken. Am Samstagabend in der Buchbühlhalle zeigte sich der Musikverein Ostrach von einer anspruchsvollen Seite. Aber nicht nur die Gäste waren beeindruckt, sondern auch Paul Maier selbst. „Ich bin vollkommen zufrieden. Sie haben dermaßen sicher gespielt und ich hatte Spaß daran, mit ihnen zu musizieren“, strahlte er noch immer. Er glaubte an die Fähigkeit seines Orchesters und verspürte deshalb: „Ich hatte große Lust und keine Bedenken“. Bei den Proben jedoch brachte er seine Musiker teilweise fast zur Verzweiflung. „An „Concord“ haben wir viel gearbeitet und gefeilt“, erzählte er. Das Stück habe viele unterschiedliche Charaktere und der letzte Teil wechselte in eine ungerade Taktart, dem fünfviertel Takt. „Aber zum Schluss waren alle froh“, so der Dirigent. Das Programm habe er selbst zusammengestellt und ausgesucht, was ihm gefiel und seiner Einschätzung nach ein abwechslungsreiches Konzertprogramm ausmache. Dem musikalischen Leiter war dabei keine Mühe zu viel und er überraschte das Publikum mit noch nie dagewesenem. Auch die Musiker ließen anschließend durch den neuen Vorsitzenden Christoph Andelfinger ausrichten, dass Paul Maier „ihr Herzblut zur Musik“ geweckt hätte.
Das Orchester sang als Chor auf der Bühne
Während seiner Fortbildung in der „Sommer-Akademie“, die Paul Maier regelmäßig wahrnimmt, um neue Ideen und Arrangements in der Blasmusik-Szene zu erfahren, bekam er den entscheidenden Impuls. Zu dem südafrikanischen Konzertstück „Siyahamba“, welches die Musiker in einer vielfältigen Instrumentierung mit einem dazugehörigen Zusammenspiel präsentierten, zeigten sie sich auch stimmkräftig und rissen das Publikum dabei völlig mit. Groß war der Applaus für diese Performance und brachte ihnen nicht nur viele „Bravo“-Rufe ein, sondern auch Jubelrufe wie „klasse“ und „genial“. Paul Maier vergaß nicht, dass der „Gesang nicht einfach war, aber heute hatten sie richtige Power“, freute er sich. „Es war heute quasi eine Teststunde, um zu zeigen, dass die Kapelle auch singen kann.“
Debüt für Paul Maier am E-Piano
„Mit über fünf Millionen verkaufter Tonträger ist es eines der erfolgreichsten Musikstücke überhaupt“, kündigte Moderator Peter Hornstein das nächste Highlight an. „Im Andenken an einen begnadeten Künstler“ stimmte das Orchester „Bohemian Rhapsody“ von Queen als Hommage an Freddy Mercury an. Gedanklich entsteht bei jedem Liebhaber dieses Stückes das Bild vor Augen, bei dem der Queen-Sänger am Flügel sitzt und für die ersten Takte seine Finger über die Tasten gleiten lässt. An diesem weltberühmten Intro sollte es auch an diesem Abend nicht scheitern und zur großen Überraschung der gesamten Musiker übernahm der Dirigent höchstpersönlich ab der Generalprobe diesen Part. „Das Klavier sollte eine Schülerin spielen, doch die fühlte sich noch nicht so weit“, beschrieb er die entstandene Situation. Und so übte er die Takte ein und erlebte an diesem Abend sein eigenes Debüt am nagelneuen E-Piano des Musikvereins. Auch damit trafen die Künstler voll den Nerv des Publikums.
Vorstellung erfolgreicher Wertungsstücke
Mit „Collage for Band“ präsentierte der Musikverein das Pflichtstück an den Wertungsspielen zum Kreismusikfestes am 23. Juli in Ablach. Mit „sehr gutem Erfolg“ wurden sie an der Oberstufen-Wertung von drei Juroren ausgezeichnet, die zehn Kriterien wie Stimmung und Intonation, Dynamik und Klangausgleich, Stückauswahl und künstlerischem Gesamteindruck beurteilten. Gespannt waren die Zuhörer auf dieses „ausgezeichnete“ Stück und ließen sich auf die von Kushida neu arrangierten Lieder aus der Provinz Tohoku im Nordosten Japans ein.
Von Japan weg erlebten die Gäste später den ungarischen Schwung, der die Weiten der „Puszta“ musikalisch ausdrückte. Melancholische Töne der Klarinetten, die sich schnell in einen musikalischen Pferderitt verwandelten, ließen das feurige Temperament erahnen. „Puszta war unser Selbstwahlstück am Wertungsspiel in Ablach“, erklärte der Moderator.
Mit Spider Murphy Gangs Geschichte über „Rosi“, die einen „Skandal im Sperrbezirk“ auslöste, rockte das Orchester zum Schluss die Halle. Ein bisschen „80er Kult(tour)“ stand auf dem Programm, das erst „1000-mal berührt“, dann sah Hubert Kah den „Sternenhimmel“, bevor ihm anschließend die „Amadeus“-Klänge von Falco ins Ohr gingen. Das gefiel, ging ins Blut und löste riesen Applaus aus.
Fehlende Wertschätzung besorgte manche Besucher
Dass das Konzert gefiel, zeigten nicht zuletzt die lauten Zugabe-Rufe am Schluss, mit denen das Publikum das musikalische Ereignis um weitere zwei Stücke erweitern konnte. Gerade weil ihnen das Konzert sehr gut gefallen hat, rief es bei einigen Geschäftsleuten aus dem Ort, die namentlich nicht genannt werden wollen, Besorgnis über „mangelnde Anerkennung“ und „geringe Wertschätzung“ hervor. Sie blickten auf die Besucher und die übrig gebliebenen, freien Plätze in der Halle und bedauerten, dass sie „nur sehr wenige Vereinsvorsitzende“ und „nahezu keinen Gemeinderat“ erkennen konnten. „Der Musikverein ist so oft für die Gemeinde da, wenn eine Musik gebraucht wird und spielt für Vereine. Wo sind all die Leute bei einer Veranstaltung des Musikvereins, um ihnen gegenüber Wertschätzung auszudrücken“, fragen sie sich. RegiOnline. bleibt dran.