„MeinRat“ von Pfarrer Meinrad Huber – Fronleichnam

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Fronleichnam liegt hinter uns, die Pfingstferien sind vorbei. Die Schule beginnt wieder. Normalität kehrt ein. Der Alltag wird beim einen oder anderen unterbrochen durch private Feste, wie Hochzeiten, Taufe, Geburtstag, bestandene Prüfungen. Auch traurige Anlässe prägen den Alltag – die persönlichen Schicksalsschläge, wie Krankheit, Trennung, Tod. Ein neuer Monat hat begonnen: Fahrverbote für Dieselfahrzeuge, US Strafzölle, Italien hat eine neue Regierung; ein fingierter Mord in der Ukraine erregt die Gemüter… und vor der Tür die WM in Russland. Da wirkt Fronleichnam am vergangenen Donnerstag wie Folklore. Für mache wird es das auch sein, in Ostrach sogar mit den Blutreitern. Und wie weltfremd das Ganze dann noch ist, wenn nachgedacht wird, ob der evangelische Partner im katholischen Gottesdienst zur Kommunion gehen darf. Sicher, beliebig und aus dem hohlen Bauch heraus soll es nicht geschehen. Der das Brot der Messe, der Eucharistie empfängt, soll wissen, was er empfängt und wissen, was er tut. Im Übrigen, ich habe so manchen evangelischen Christen mit auf dem Weg gesehen und am Straßenrand. Die Brothostie in der alten Ostracher Monstranz (monstrare = zeigen, Schaugerät), vier fesche junge Männer aus Einhart, die den Himmel tragen, Bewohner vom Hofgut Müller, die Blutreitergruppe, die Musikapelle Ostrach, Fahnen der sieben Kirchen und der Ostracher Vereine mit viel Volk ziehen durch die Straßen des Ortes, an den vier Stationen, an den Bewohnern des Elisabethenhauses vorbei. Warum? Um zu sagen, dass Jesus mit uns auf unserem Weg ist, in einer manchmal chaotischen Welt. Dass er mit uns geht, das Leben deutet durch sein Wort, dass er seinen Leib gibt, in der Gestalt des Brotes, in einer immer mehr hungernden Welt nach Sinn, nach Leben, nach Liebe und Gemeinschaft. Für mich ein starkes Bild für unsere Gesellschaft. Ein Bild, das eigentlich auch die vor der Tür stehende WM aufgreifen könnte, wie eigentlich alle großen Sportereignisse, wie die olympischen Spiele. Aber diese werden mehr und mehr überlagert – nicht nur durch Doping, sondern durch politischen Interessen. Ich denke an das Sommermärchen 2006, an die Weltmeisterschaft in Deutschland. Und ich denke mit Unverständnis an die nächste WM im Advent, an das Wintermärchen in Katar. Die Vision von Fronleichnam, einer bunten Gruppe verschiedenster Menschen unterwegs mit ihrem Gott durch diese Zeit. Ob die Kirche diese Vision selbst verinnerlich hat, verinnerlicht wie Brot? Manchmal habe ich den Eindruck, manche haben es nicht begriffen. Andreas Knapp schreibt: „Gott vermissen und hungrig werden nach ihm.“