Stefany Wohlfahrt stimmt seit 40 Jahren den richtigen Ton an

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Ostrach-Einhart – Es ist schon ein paar Jahre her, da feierte der Kirchenchor Einhart sein 160-jähriges Bestehen. Knapp ein Viertel davon, nämlich nun exakt 40 Jahre, leitet Stefany Wohlfahrt die Sängerinnen und Sänger an.

„Es war im Herbst 1977“, erinnert sie sich, „da war das Patrozinium mit Theateraufführung in Einhart.“ Der Kirchenchor war mit eingeplant, doch der Leiter war verstorben. Es fehlte noch die Neubesetzung. „Der damalige Pfarrer Rieger aus Rulfingen fragte mich, ob ich den Ton angeben könnte“. Das hat sie gemacht und weil es der richtige war, fragte er anschließend, ob Stefany Wohlfahrt auch etwas für Weihnachten machen könnte. Dann kam Ostern und sie sangen erneut im Gottesdienst, und „so hatte ich einen Kirchenchor.“ Sie freute sich, dass viele junge Leute dazustießen,  darunter „auch meine Geschwister“. Sie brachte drei Jahre musikalische Ausbildung aus der Internatsschule im Kloster Sießen mit, was ihr nun weiterhalf. „Damit konnte ich mich ausprobieren“, erinnert sich die Musikliebhaberin. „In den 70ern war das neue geistliche Liedgut ganz aktuell und ich spürte, dass die Sängerinnen und Sänger ein breites Spektrum singen wollten“. Das gefiel Stefany Wohlfahrt und sie fing an.  
Nach Pfarrer Rieger lernte sie anschließend Pfarrer Haas, Pfarrer Dehne und nun Pfarrer Huber kennen, mit denen sie in enger Abstimmung für Gottesdienste und dem entsprechenden Musik-Repertoire des Chores stand. Wer sie besonders beeindruckte, ist Pater Pius aus dem Kloster Habsthal. „Er singt hervorragend und war immer mein Vorbild“, schwärmt die Leiterin.

Stefany Wohlfahrt ist in einer Familie aufgewachsen, in der Musik schon bedeutend war. Ihre Eltern sangen ebenfalls im Kirchenchor und auch ihre Geschwister waren musikalisch. „Unser Klassenlehrer in der Grundschule, Horst Pleyer, sang viel mit uns, er lernte uns das Flötenspielen und hat mit uns musiziert, was uns gutgetan hat“, blickt Stefany Wohlfahrt zurück. Während ihrer Jugend kamen zwei Vikare in die Pfarrgemeinde, „die für mich in spiritueller Hinsicht ein Vorbild waren. “Bald gründeten sie eine Band und spielten bei Andachten und Messen.
Der Weg führte sie anschließend ins Kloster Sießen, wo sie das Aufbaugymnasium besuchte.  „Hier lernte ich ein breites musikalisches Spektrum kennen, was mir später sehr half“. Berufsbedingt zog es die Einharterin nach Bad Waldsee. Dort arbeitete die gelernte Erzieherin an der Rezeption einer Kurklinik. Von dort aus sang sie im Kammerchor Bad Waldsee mit, sowie im Motettenchor in Ravensburg. „Da sangen wir große Werke, die wir selbst vorbereiten mussten.  Außerdem lernte Stefany Wohlfahrt in Bad Waldsee das Adventssingen kennen, was sie später in ihrer Heimat erfolgreich etablierte. Von 1981 bis 1984 leitete sie noch einen zweiten Kirchenchor in Alttann. Obwohl sie der Musik viel Raum gab in ihrem Leben, war es dann doch mit zwei Chören zu viel. „Es war eine schwere Entscheidung: Ich wohnte weit weg von Einhart und dennoch entschied ich mich dafür, mit diesem Chor weiterzumachen und es war richtig so.“ Der Chor habe sie an die Heimat gebunden und sie spürte, dass sie das nicht sausen lassen dürfe. Und so fuhr die junge Frau wöchentlich dienstags nach Hause, um die Proben von 20 bis 22 Uhr abzuhalten. 1993 gründete Stefany Wohlfahrt das Ensemble „Kontrapunkt“ mit zwei Sängern aus Bad Waldsee und ihren Geschwistern. „Wir waren eine gemischte Gruppe und machten aus Spaß an der Freud zusammen
a-capella-Musik“, blickt sie zurück. Später entstand der „Einharter Dreig`sang“, mit dem die Chorleiterin „gerne alte Lieder, vor allem alpenländliches Liedgut, was verloren gegangen ist, in der Adventszeit“ bis heute singt. Doch davor veränderte eine Begegnung im Jahr 1996 erst noch ihr Leben: Sie lernte ihren späteren Ehemann Franz kennen. Er als Texter und Liedermacher, sie als Sängerin, das war eine perfekte Ergänzung. So wurde die Gruppe  „Quint-Essenz, die Schwobapoesie“ gegründet.
Im Jahr 1997 beschloss das Paar wieder in die Heimat der Chorleiterin zurückzukehren. Gesagt, getan: Sie zogen nach Einhart und bauten das „Haus Wohlfahrt“ auf.  „Von 1999 bis 2001 absolvierte ich meine Töpfer-Ausbildung und machte mich damit selbständig“, erzählt die Musikliebhaberin weiter. So, wie sie ihr Leben nun einteilen und gestalten kann, „ist es eine hervorragende Sache“. Sie freute sich, dass „ich meine Mama fünf Jahre in Pflege bei mir hatte.  Auch für ihren Vater war sie da, als er sie brauchte. Aus diesen Pflege-Erfahrungen heraus, rief sie anschließend die „Nachbarschaftshilfe Weithart“ ins Leben. Die ersten Jahre übernahm Ortsvorsteher Alois Müller den Vorsitz, im Jahr 2015 wurde Stefany Wohlfahrt dieses  Amt gewählt. „Das Leben in Einhart ist etwas Gutes und man kann seinen Sachen nachgehen, wobei man auch gut unterstützt wird.“

Durch und durch engagiert dirigiert sie den Kirchenchor. „Der Kirchenchor gestaltet die Messe mit“, sagt die Leiterin. „In der Liturgie sind wir unterstützend tätig. .“ Der Kirchenchor ist zu den Hochfesten in den Gottesdiensten dabei, sowie zum Patrozinium und zu besonderen Anlässen.

In den letzten zwei Jahren gab es noch eine spezielle Ausnahme: Sie sangen das Musical „Franziskus“ in verschiedenen Gotteshäusern in der Region. Einige Jahre vorher präsentierte der Chor bereits das Musical „Schatzsucher“ von Kathi Stimmer-Salzeder. Nach einer Premiere in der Sankt Pankratius Pfarrkirche in Ostrach kamen damals Anfragen aus dem regionalen Umfeld und dieses Musical-Projekt wurde zum großen Erfolg. Deshalb bot Chorleiterin Stefany Wohlfahrt den Sängerinnen und Sängern  nun nochmals die Gelegenheit, wieder ein  Musical erleben zu können.

Selbst hört sie gerne Liedermacher wie Konstantin Wecker, Chor-Musik, verschiedene Ensembles, aber keine Schlager. „Musik ist für mich ein Lebensgefühl“, beschreibt Stefany Wohlfahrt und hat eine große Bedeutung für mich. „Wenn mich eine Musik anrührt, dann möchte ich diese mit dem Chor erarbeiten  – das ist mein Antrieb“. Besonders freut sie: „Der Chor zieht mit und vertraut mir, dass es etwas Gutes wird – auch wenn sie manchmal meinen, dass es zu schwer sei“. Die 61-Jährige ist sich ihrer Rolle bewusst. „Als Chorleiter ist es meine Aufgabe, zu führen. Ich bin in der musikalischen Gestaltung autoritär und streng, weil ich Entscheidungen treffen muss, aber auch die Verantwortung dafür dann übernehme“. Und gleichzeitig weiß die Dirigentin, dass sie ein gutes Team hinter sich stehen hat. „Die 1. Vorsitzende Karla Birkenmayer macht ihre Arbeit gut, und wir haben einen guten Ausschuss“, erkennt sie an.

Doch nach einem Rückblick in die Vergangenheit, ein Richtungswechsel in die Zukunft. „Der Chor spielt in meinem Leben eine wichtige Rolle. Mein Leben ist von der Chormusik durchwoben“, so Stefany Wohlfahrt. Deshalb wird der Chor noch mit vielen schönen Melodien zu hören sein, denn „wenn ich aufhöre, will ich einen adäquaten Nachfolger und solange es den nicht gibt, höre ich nicht auf“.