Der Schwarze Vere nun im Heimatmuseum „eingenistet“

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Ostrach – Der Schwarze Vere zieht weiter seine Kreise und hat nun auch den letzten Winkel im Heimatmuseum für sich besetzt. Seine ganze Bande ist zu sehen. Außerdem gibt es viele Informationen über seine Geschichte, sein Leben und die damalige Zeit um 1819 rum.  

Am Sonntagvormittag wurde die neue Abteilung für den Räuberhauptmann, der mit bürgerlichen Namen Xaver Hohenleiter heißt, mit großem Besucherandrang eröffnet. Leiter Gerhard Fetscher informierte über die Zeit vor 200 Jahren. „Die Gruppe führte garantiert kein lustiges Räuberleben im Wald“. Der Museumsleiter beschreibt die vorherrschende Zeit als „teuer“, während andererseits eine große Armut herrschte. Vor einer Fototapete, die alle Mitglieder der Bande zeigt, ist ein großer Tisch aufgebaut. Darauf wurden Pfannen, Brot und Fleisch arrangiert, um die Beute der damaligen Zeit zu symbolisieren. Gleichzeitig liefern drei große Holzteller wertvolle Informationen, die zu dieser extremen Armut führte, in welchen Regionen die Bande räuberte und welche Entwicklungen daraus entstanden.

„Der Schwarze Vere stammte aus bitterarmen Verhältnissen“ erinnerte Kreisarchivar Dr. Edwin Ernst Weber nochmals an die damaligen Umstände. Manch einer denkt beim Schwarzen Vere an den schwäbischen Robin Hood, der Reiche bestohlen hätte, um es an Arme zu verteilen. Doch das entspreche nicht den Informationen, die aus der damaligen Zeit zusammengetragen werden konnten. Er versuchte, Klischees auszuräumen und betonte, dass der Schwarze Vere fürs eigene Überlegen auf Beutezug war.

Bedeutend seien für den Schwarzen Vere zwei Punkte: „Sein spektakulärer Tod, der lange Prozess und die damit verbunden vier Ausbruchsversuche“. Daraufhin wurde er im Siechenturm im damaligen Gerichtsbezirk Biberach in Ketten gelegt. Am 20. Juli 1819 schlug während eines gewaltigen Unwetters der Blitz in die Turmspitze ein und erschlug den Räuberhauptmann, dessen Name von seiner Haarfarbe herrührte. Das Vere stammt von der Abkürzung für Xaver.

Gleichzeitig gratulierte er zu der „gelungenen“ Ergänzung, wie auch Bürgermeister Christoph Schulz. Edwin Weber nutzte die Chance und trat mit einem Wunsch an den Bürgermeister heran. Weil eine Sonderausstellung ein Anlass sei, um wieder auf sich aufmerksam zu machen, sollte sich der Schultes doch Gedanken machen, ob sich nicht irgendwo noch ein Platz finden ließe, denn nun sei der letzte Platz genutzt.

Die Ausstellung soll ein Anlass sein, einmal in die Zeit zurückzublicken. Mit Blick auf den 200. Todestag des ursprünglich aus Bayern stammenden Gauners bildete sich 2017 die Initiative „Dreiländereck in Räuberhand“. Die Gemeinden Riedhausen, Königseggwald und Ostrach gewannen Fördermittel aus dem Regionalentwicklungsprogramm Leader und bilden mit dem Freiluft-Theater „Wenn der Schwarze Vere kommt…, eine humorvolle Räuber- und Liebesgeschichte aus dem Ostrachtal“ einen Teil des Gesamtvorhabens. Von den rund 150 Akteuren, die sich aus der Bevölkerung für das Theaterstück gemeldet haben, waren einige bei der Ausstellungseröffnung dabei. Für sie entstand nochmals ein anderer Blickwinkel, denn sie kennen die Charaktere, die besetzt wurden und sahen nun Bilder dazu. Staunend standen sie zum Teil vor der Fototapete und stimmten zu, dass alles sehr treffen ausgewählt wurde.

Diese Lob ging an das „Räubertrio“ Ewald Reichle, Martin Klawitter und Michael Skuppin, der polternd als Ganove „Grandscharle“ von seinem Streifzug durch Pfullendorf zurück kam. In seiner Hand hielt er einen Steckbrief, denn er war auf der Suche nach dem „Schwarzen Christophere“. Er suchte den Bürgermeister, der auch ein Räuber sei, weil er seinen Mitarbeitern die letzten Nerven rauben würde. Gleichzeitig stellt er fest, dass die „Reichsstadt Pfullendorf“ nicht mehr reich wäre. „Die Opferstöcke sind alle leer“, verkündete er. Mit einer gesungenen Parodie über das Räuberleben des Schwarzen Veres beendete er den offiziellen Teil der Eröffnung.

Die Ausstellung kann nun jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung im Amtshaus in der Rentamtstraße besucht werden.

Noch wenige Karten und weitere Informationen zum Freilufttheater, für das die Premiere am 8. Juni geplant ist, gibt es im Rathaus und unter www.schwarzervere.de