Gebührend gefeiert: den 100. Geburtstag von Anneliese Drewing-Müller

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Ostrach – Am Sonntag feierte das Hofgut Müller nicht nur ein Sommerfest, sondern auch den 100. Geburtstag von Anneliese Drewing-Müller. Die Ehrenbürgerin hat ihr Haus und das dazugehörige Anwesen dem Caritasverband gestiftet, damit das Gebäude für an Multiple Sklerose Erkrankte ein Zuhause werden konnte. Das liegt nun 22 Jahre zurück und gab damit der Einrichtung den Namen. Ewald Reichle erinnerte sich zurück: „Anneliese Drewing war ein gläubiger Mensch, sie war redlich und hielt sich an die Grundregeln.“ Dennoch erlitt auch sie ihre Schicksalsschläge. „Der Kinderwunsch blieb ihr verwehrt“, so Reichle weiter. „Und trotzdem liebte sie das Leben. Sie hatte nicht nur als Unternehmerin einen guten Riecher, sondern auch dann, wenn es darum ging, Gutes zu tun“. Drewing hat sich Zeit ihres Lebens Spendenanfragen gegenüber großzügig gezeigt, „aber auf Höflichkeit und Taktgefühl legte sie sehr, sehr, sehr großen Wert.“ Mit 18 Jahren begann die noch unverheiratete Anneliese Müller im elterlichen Betrieb, dem Kieswerk Müller. Als bis 1965 beide Elternteile verstorben waren, wurde sie für das Unternehmen in die Verantwortung genommen. Clemens Walz, ehemaliger Geschäftsführer der Caritas, schilderte die Entstehungsgeschichte. Im Sommer 1985 musste ein Verein für Lebenshilfe Konkurs anmelden. Sein Auftrag war gewesen, hier eine Lösung zu finden. „Ungefähr ein Jahr danach bekam ich einen Anruf von Anneliese Drewing – sie möchte mir etwas zeigen“. Kurz drauf führte sie ihn über ihr Anwesen und sagte, dass es sich doch für eine Einrichtung eignen würde. „Ich glaube, sie zweifelte manchmal an meinen Fähigkeiten, dieses Vorhaben zu realisieren, denn nach jedem Besuch in Stuttgart kam ich mit neuen Schwierigkeiten zurück.“ Die Landesregierung beschloss letztendlich, das Vorhaben als „nicht genehmigungsfähig“ zu deklarieren. Fünf Jahre habe er mit der Gönnerin zusammen an einer Lösung gearbeitet. „Die kam dann durch die enge Zusammenarbeit mit dem Elisabethenhaus zustande, denn damit wurde das Projekt genehmigungsfähig.“ Es konnte nun das Zuhause für 36 Bewohner entstehen, für das Drewing das Anwesen und eine Million Euro stiftete. Doch mit dem ersten Spatenstich stand bereits das nächste Problem ins Haus: „Im Boden waren Rückstände von einem Brand und der Aushub musste nach Künzelsau zur Entsorgung gebracht werden.“ Die entstandenen Mehrkosten: 200.000 Euro. Walz fuhr fort: „Sie sagte, sie habe ein Baugelände verschenkt, das nun solche Probleme bereite, aber sie stehe dazu und hat die Kosten dafür übernommen.“ 1995 endete ihre enge Zusammenarbeit, die im Herbst 1987 begann und sechs Bewohner konnten ins „Hofgut Müller“ einziehen. Am 7. Oktober 1995 wurde sie zur Ehrenbürgerin ernannt und erhielt für ihr Werk ebenso die Bundestagsmedaille. Für Bürgermeister Christoph Schulz war es eine Reise in die Vergangenheit. „Sie wirkte hier segensreich vor meiner Zeit und auch wenn ich sie nicht mehr persönlich kennenlernen durfte, ist ihr Name allgegenwärtig.“ Auch die Nutznießer ihres Engagements, die Bewohner des Hofguts sendeten ihr, zusammen mit Heimleiterin Annegret Jäger, Geburtstagsgrüße. Sie ließen weiße und rote Luftballons in den Himmel aufsteigen, während der „Kehlbach-Express“ die Boten mit „My Way“ musikalisch begleiteten.

Mit einem Freiluft-Gottesdienst, den Pfarrer Meinrad Huber feierte, begann der Festtag. Nach einem gemeinsamen Mittagessen präsentierten die Gastgeber die Geburtstagstorte, die Hauswirtschaftsmeisterin Claudia Dilger kreierte. Sie zählte die Zutaten auf und beschrieb, was sich unter der kunstvollen Dekoration befand. Unter anderem waren es 36 Eier und viele verschiedene Früchte. Nach einem gemeinsamen Geburtstagsständchen mit Pfarrerin Angelika Hofmann und der Heimleiterin wurde sie als erstes von Klara Rundel, der stellvertretenden Caritas-Vorsitzenden, angeschnitten. Gerne verweilten die Bewohner anschließend noch lange im Garten und ließen den Festtag ausklingen.

 

Die stellvertretende Vorsitzende der Caritas in Sigmaringen Klara Rundel schneidet die Geburtstagstorte anlässlich des Sommerfests und des 100. Geburtstag von Anneliese Drewing-Müller an

 

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