Gedenken an die Anfänge im Kloster Habsthal vor 125 Jahren

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Glasplatten Kloster habsthal

Ostrach-Habsthal – 125 Jahre Benediktinerinnenpriorat Kloster Habsthal – Unserer Lieben Frau zu Habsthal – ist für die Klosterfamilie ein Anlass zum Gedenken und Danken. „Dankbar sein für das, was war und was die Schwestern hier über Generationen wirken und sein durften; danken stellvertretend für die, die da waren; für diese Schwestern danken und ihrer gedenken, weil sie für uns und für die Menschen der Umgebung so manches geschaffen haben, von dem wir heute noch leben; gedenken, um wieder verstärkt ins Bewusstsein zu bringen, dass es hier seit langer Zeit ein Kloster gibt. Jeder kann sich fragen, was das für ihn persönlich bedeutet“, zählt Priorin Kornelia Kreidler die lange Liste der Hintergründe des bedeutsamen Anlasses auf. Ihr Blick schweift von der Zukunft in die Vergangenheit zurück. „Es ist ein Anlass, anhand der Geschichte zu sehen, dass wir Christen alle für das Bestehen eines Klosters verantwortlich sind.“ Damit bezog sie sich auf den Klosternachwuchs und auf weitere geistliche Berufe in der Kirche. „Wenn ein Kloster zugemacht wird, ist großes Bedauern, doch wie viele Menschen haben zuvor für `Arbeiter im Weinberg` gebetet?“, schildert sie die aktuelle Situation.  

Die Anfänge der Benediktinerinnen

„Von unserer Seite ist es auch ein Dank an die Menschen, die unsere Berufung mittragen und mitgetragen haben und uns in unterschiedlichster Form unterstützen“, fährt die Priorin fort. Für sie ist dieser Anlass nicht zuletzt deshalb bedeutsam, „weil diese 125 Jahre auch zeigen, dass wir in der Kirche in anderen Dimensionen leben; im kirchlichen Bereich denken wir in Jahrzehnt- und Jahrhundert-Schritten, in einem langen Strom und nicht in kurzen Phasen, die bald wieder abbrechen“.  Diese Konstante und Kontinuität sei das, was immer mehr Menschen wieder suchen würden. Anschließend begann Schwester Kornelia, von den Anfängen der Benediktinerinnen zu erzählen. „Ich habe einen Mordsrespekt vor den Schwestern, die damals hier angefangen haben. Zunächst waren es eine alte Nonne und sieben junge Novizinnen.“ Die Priorin gab zu bedenken, unter welchen Umständen und in welche Verhältnisse sie geraten seien. „Vom Haus her war alles desolat und es stand zum Abbruch ausgeschrieben“. In der Chronik habe sie gelesen, es sei nicht einmal ein Nagel in der Wand gewesen. „Vorher war es ein Gefängnis und dann stand das Gebäude jahrzehntelang leer und sie haben alles peu à peu wiederhergerichtet und aufgebaut und das, unter ärmlichsten Bedingungen.“ Einen Moment hält sie inne und sagt dann: „Schwester Hildegard hat mir vor kurzem erzählt, dass die Nonnen in Hermetschwil ihre schönen Möbel verkauft haben, um das Haus kaufen zu können.“ Dann machten sie sich an die Arbeit und richteten einen Raum nach dem anderen.

Der Schwerpunkt der Glaubensgemeinschaft

Das Leben der Benediktinerinnen „hat das Stundengebet als Hauptaufgabe“, informiert die Priorin. „Das ist der wichtigste Unterschied zu caritativ tätigen Glaubensgemeinschaften“. Es gebe verschiedene Aspekte des Glaubens. „Das Gebet, die Nächstenliebe und die Verkündigung – die ersten Klostergemeinschaften waren auf das geistliche Leben ausgerichtet und das war dann der Schwerpunkt in ihrem Alltag“. Was sie selber zu den Benediktinerinnen brachte, „war die Schlichtheit, die Tiefe, die Art und Weise, wie benediktinisches Leben gelebt wird“, antwortet die heutige Priorin. „Die Benedikt-Regel betont das Maßhalten und mir gefiel ihre klare Einfachheit.“ Sie fährt fort: „Es hat auch ein ästhetischer Gesichtspunkt eine Rolle gespielt, wahrscheinlich liegt es an der Ausgewogenheit und Harmonie, wie der heilige Benedikt das Gemeinschaftsleben und die Liturgie regelt.“ Für sie stehe der Gottesdienst im Vordergrund. So erklärt sie das, was ihr an dieser Glaubensgemeinschaft gefallen hat. „Und wenn man das gut lebt, hat man ein fruchtbares Arbeitsleben. Umgekehrt trägt eine gute Arbeitseinstellung auch zu einem erfülltem und geistlichen Leben bei.“ Im geistlichen Leben geht es hauptsächlich darum, Gott zu suchen und das in der Gemeinschaft. „Viele Menschen suchen heute wieder nach dem Sinn des Lebens und nach dem Wesentlichen im Leben, finden aber keine stützende Gemeinschaft, in der sie Hilfe erfahren“. Sie selbst weiß aus Erfahrung: „Der Glaube gibt Halt und Orientierung, wenn man sich nach dem richtet, was in der Bibel steht.“ Zuversicht hat die Priorin, denn „die Menschen merken zunehmend, dass sie dieses Fundament brauchen“, das beobachtet sie besonders bei den Gästen des Klosters. Außerdem ist sie selbst hoffnungsvoll in ihrem Glauben und blickt voller Zuversicht in die Zukunft. Traurig findet sie es, wenn der kleinen Klostergemeinschaft das Existenzrecht abgesprochen wird. „Warum wollen wir mit unseren Plänen und Vorstellungen Grenzen setzen und lassen Gott nicht den Raum, den er braucht, um seine Wunder wirken zu können? “

Eintritt ins Kloster

Der Eintritt ins Kloster sei nach der Regel des Heiligen Benedikt für jeden möglich, der „1. Gott sucht, 2. bereit ist, zu gehorchen und 3., Widrigkeiten zu ertragen.“ So beschreibt die Priorin die Schritte in die Glaubensgemeinschaft. Nach den Benedikt-Regeln zu leben, sei etwas Geerdetes: „Demut heißt, geerdet zu sein, ehrlich auf dem Boden stehen.“ Was sie angezogen hätte, sei auch das Gesunde, das Bodenständige gewesen, „das auch hilft, den Alltag zu bestehen und ihm zugleich Richtung und Orientierung gibt.“ Schwester Kornelia wünscht sich für die Zukunft, „dass die Menschen die Hoffnung mit uns tragen, dem Wirken Gottes keinen Riegel vorschieben, ihm vielmehr im Gebet die Weiterentwicklung des Klosters anvertrauen“.

 

Die Bilder wurden freundlicherweise vom Kreisarchiv Sigmaringen zur Verfügung gestellt

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