Ostrach-Ochsenbach – Der Wonne-Monat Mai gewann vor drei Jahren für die Friseurmeisterin Petra Böll eine besondere Bedeutung. Am Wochenende vom 3. bis 5. Mai setzte sie ihrem beruflichen Leben einen unvergesslichen Höhepunkt, indem sie in Frankfurt bei der Weltmeisterschaft im Friseurhandwerk den Vizepokal mit nach Hause nahm. Nun findet im September die Weltmeisterschaft in Paris bevor, womit für sie nun wieder viele Erinnerungen entfachen.
Es war für Petra Böll ein unglaubliches Erlebnis, bei dem ein großer Traum von ihr wahr wurde. Dieser Moment hat die Friseurmeisterin geprägt und inspiriert. An Wettbewerben nimmt sie nicht mehr teil, denn sie hat alles erreicht, was sie erreichen wollte. Doch nun macht sich die engagierte Friseurin stark, junge Menschen anzuregen, sich ebenfalls durch diese Chancen aufzuwerten und etwas aus sich zu machen. Mit „Vivo per lei“ (Ich lebe für sie) besang Andrea Bocelli hingabevoll seine Liebe zur Musik. Der Titel würde ebenfalls gut zu Petra Böll passen, die sagt „Ich lebe für das Friseurhandwerk“. Das ist ihr Ding, darin geht sie voll und ganz auf.
Trainingsangebot der Besten für junge Leute im Friseurhandwerk
Nun will die Vizeweltmeisterin junge Menschen motivieren, das Angebot des Champions-College, einem Zusammenschluss der Weltmeister aus den Disziplinen Friseur und Kosmetik, das vom CAT, dem Verband der Künste und Techniken (Cercle des Arts es Technique de la Coiffeure) mit Sitz in Paris, entstanden ist, aufzugreifen und sich noch wertvoller zu machen. „Beim CAT kann man als Auszubildender für 40 Euro im Jahr Mitglied werden und das hat den Vorteil, alle Seminare besuchen zu können“, informiert sie. Die hochwertigen Seminare beziehen sich auf die genannten Disziplinen, die von Spitzenkräften gehalten werden. „Vier Termine gibt es im Jahr“, fährt Petra Böll fort. Parallel dazu gibt es die Möglichkeit, über den Landesinnungsverband in Stuttgart für eine Anerkennung von 13 Euro für die Landesmeisterschaft trainiert zu werden. „Dabei kann man Kontakte zu Trainern knüpfen, mit denen man das ganze Jahr über trainieren kann“, informiert die Meisterin weiter. „Eine Anmeldung für einen internationalen Wettbewerb ist über das Champions-College möglich“, so Petra Böll. Weil das Campions College nun Mitglied im Weltverband ist, ermöglicht es damit den internationalen Start. „Ein schöner Termin ist am 17. und 18. September in Paris – da findet die Weltmeisterschaft statt“, der „OMC (Organisation Mondiale Coiffure) – World Cup Paris 2017“. Aus eigener Erfahrung weiß sie: „Dieses Training bringt einen weiter. Modemäßig ist man immer vorne dran und man entwickelt ein Gefühl für die Haare.“ So weit das Fachliche, aber das Training hat weitere Aspekte. „Es prägt die Persönlichkeit und entwickelt Freude. Die Perfektion wird gebildet und es ist eine Erfahrung fürs Leben“.
Zusätzliches Training für Ausbildungsprüfungen
Im Berufsalltag stellte sie fest, dass sich ein Auszubildender, der eine Urkunde für eine gewonnene Frisur bekam, viel größer fühlte und Vertrauen auf die Kundinnen ausstrahlte. Außerdem entwickele sich dabei die Fingerfertigkeit, das Gefühl für Haare und das Wissen würde sich perfektionieren. Das hat noch eine ganz andere Auswirkung: „Wenn ein Auszubildender hier mittrainiert, ist er trainierter für seine Gesellen- oder die Meisterprüfung“, weist sie hin. Böll hatte in ihrem Salon eine Gesellin, die Landessiegerin wurde. „Sie bekam 5.200 Euro für weitere Seminare und manch einer hat damit schon den Meister finanziert“, regt sie an. Warum es der Vizeweltmeisterin so auf der Seele brennt, ist die Veränderung, die stattgefunden hat. „Früher war es gar nicht möglich, in den CAT reinzukommen, aber heute hat man sich auf die ursprünglichen Werte besonnen und beschlossen, die jungen Leute zu trainieren.“ Sie selbst hat den Keller voll mit Pokalen und kennt sich gut aus, was die Wettbewerbe betrifft. Insgesamt nahm sie an 80 teil und erreichte vorher zweimal den Europameister-Titel.
Vom Wettbewerbs-Fieber gepackt
Petra Böll faszinierten die Frisuren, die sie gesehen hatte und wünschte sich, „das auch einmal zu können.“ Auf einem Seminar lernte sie eine Dame kennen, die ihr einen entscheidenden Namen nannte. Ihr zukünftiger Trainer wurde Werfried Stemmer, der in Las Vegas zum weltbesten Friseur gekürt wurde. „Er hat mir viel gezeigt und trug so viel Idealismus in sich – der hat in mir gestreut“. Das war ihr Anfang. „Als er vor sieben Jahren gestorben ist, habe ich damit aufgehört“. Dann entstand der Kontakt zum Mehrfach-Weltmeister Joachim Wolf, der sie für ihre eigene WM trainierte. Eineinhalb Jahre harte Arbeit lagen vor ihr. Sie nahm an Wettbewerben in Bones Aires und in Moskau teil, „um zu probieren, wo ich international stehe“. Dazwischen fuhr sie jedes Wochenende nach Koblenz und trainierte an über 60 Rohlingen an ihrer Technik für die passenden Verläufe mit selbstgemischter Farbe. Sie erinnerte sich an nächtelanges Haarefärben „und ich schrieb die Rezeptur auf“. Umso unbeschreiblicher war die Freude über den Titel, den die Friseurmeisterin mit nach Hause genommen hat. In ihrem Handwerk ist sie langsam gewachsen, dann gehörte sie zu einem WM-Team. „Es ist ein spezielles Gefühl, dazuzugehören“. Sie versucht es, genau zu beschreiben: „Wenn man ein Teil des Wettbewerbs ist, ist es etwas ganz anderes. Das ist so cool, dabei zu sein“, schwärmt die Gewinnerin. Für sie „macht ein Wettbewerb Spaß und ist Freude“. Und heute weiß die Geschäftsfrau: „Ich lebe meinen Traum und das ist das Friseurhandwerk!“.
Für interessierte Auszubildende oder Berufseinsteiger steht Petra Böll für Fragen über Möglichkeiten und Anmeldeverfahren zu Wettbewerben gerne zur Verfügung unter Telefon 07558 – 93 88 44
Mit diesen Frisuren gewann Friseurmeisterin Petra Böll vor drei Jahren in Frankfurt den Vize-Weltmeistertitel. Heute will sie junge Leute dazu motivieren, sich von den Profis trainieren zu lassen
Impressionen des “European Cup” in Paris 2016 – zur Verfügung gestellt von Christian Hess, Präsident CAT Deutschland
Bildergalerie Teil 1
Bildergalerie Teil 2