Ostrach – Samstagabend im Theater-Dorf: erfreute Stimmung, gefüllte Plätze und eine erleichterte Unbeschwertheit der Schauspieler über die Tatsache, dass das Stück endlich einmal gespielt werden kann ohne wetterbedingte Störungen befürchten zu müssen. Der Blick zum Himmel ließ entspannen und Ewald Reichle, Drehbuchautor des Freiluft-Theaters „Wenn der Schwarze Vere kommt….“, der humorvollen Räuber- und Liebesgeschichte aus dem Ostrachtal, rief RegiOnline. entgegen: „Ich bin happy!“.
Damit waren die besten Voraussetzungen gegeben für einen perfekten Theaterabend. Diesen genossen die 500 Besucher, denn die Schauspieler, die alles Laien sind und sich aus der Bevölkerung zusammengefunden haben, gaben alles. Mit Humor, Charme, Ausdrucksstärke und passgenaue Reaktionen fesselten sie ihr Publikum für drei Stunden zur oberschwäbischen Geschichte. Dabei erfuhren sie, welche Herausforderungen das Leben damals am Anfang des 19. Jahrhunderts bot und was bis zur Gegenwart davon herhalten geblieben ist.
Schon damals gab es „Trittbrettfahrer“ und so gab sich der „blaue“ Vere als „schwarzer“ Vere aus, weil er sich verhaften lassen wollte. Seine etwas „vernebelten“ Vorstellungen des Gefängnisaufenthalts gaben ihm Anlass zur Freude, dass er dort ausreichend mit Bier und Wein versorgt werden würde. Doch die Gendarmen kamen ihm schnell auf die Schliche mit einer Fangfrage. „Bist Du ein Ostracher?“, fragte der Leiter alias Hubert Zoll. Nachdem dies bejaht wurde, bestätigte er geschickt, dass ihm das klar gewesen sei, „denn alle Ostracher stinken gerade wie ein Biber“. Sein Geruch hätte ihn verraten.
Eine junge Liebe musste sich behaupten, denn sie entwickelte sich unglücklicherweise zwischen dem württembergischen Benedikt Härle und seinem badischen „Rösle“. Das Publikum musste miterleben, wie Bauer Härle aus Laubbach, dargestellt von Martin Klawitter, ein Mitglied des „Räuber-Trios“, welches dieses Stück organisierte, tobte und seinen Sohn sogar enterben wollte. Es folgte ein dramatischer Schlagabtausch zwischen Württemberg und Baden. Doch die Bauersfrau, gespielt von Lioba Schulz, wusste, wie sie ihren erbosten Gatten wieder zur Fasson bringen konnte und stand bedingungslos hinter ihrem Sohn und seiner gemeinsamen Zukunft zum „Rösle“, die bereits Nachwuchs erwartete.
„Der wilde Osli“, der „König der Schweizer Einbrecher“, wie er in seinem Heimatland genannt wurde, sollte nach einer Aufnahmeprüfung in die Bande des Schwarzen Veres aufgenommen werden. Sie hofften, mit ihm die Einbrecherkonjunktur wieder ankurbeln zu können. Zielgerichtet zerschlug Wolfgang Frey als gefürchteter Schweizer mit der Hand einen Stapel Ziegeln und punktete damit unermesslich bei den Frauen. Sofort bekam er Liebesschwüre und konnte sich vor Angeboten kaum mehr retten. Ob er jedoch ein Gewinn für die Bande wurde, das wird hier nicht verraten. Ebenso bleibt das Ende der Geschichte offen, um nicht die Spannung und einen weiteren der vielen gekonnt eingewobenen Überraschungseffekte zu nehmen.