„MeinRat“ von Pfarrer Meinrad Huber – Staat und Kirche trennen

Kategorien

Staat und Kirche trennen. Dieser richtige, aus der Erfahrung der Geschichte gelernte Umstand, wird von vielen vielfältig interpretiert. Ein Satz, der immer wieder in die Diskussion kommt. Wie politisch darf eine Predigt sein, gehört der Islam zu Deutschland? Auch der Satz, wir in Europa lebenden Menschen seien jüdisch christlich geprägt, ist zu hören. Verwiesen wird auf Kirchen, Kapellen, (Gipfel-)Kreuze, Madonnen. Feiertage wie Ostern, Weihnachten oder die Sonntagsruhe bestimmen mehr oder weniger unseren Alltag. Die Aufgabe des Staates ist z. B. die Ausübung    der Religion zu gewährleisten. Der Bundestag ist so vielfältig an Menschen, aber auch an Religionen, bis hin zu Nichtgläubigen. Sie spiegeln unsere Gesellschaft wieder, was nicht allen passt. Toleranz und Gesprächsbereitschaft, Annäherung, Begegnung sind notwendig. Dazu gehört der Wille, die Sprache des Landes zu lernen in dem ich lebe. Dazu gehört, meinen Glauben zu leben und den der anderen zu respektieren. Muss in unserem christlich geprägten Landstrich aus lauter Toleranz ein Gipfelkreuz auf Postkarten und Werbebilder wegretuschiert oder gar entfernt werden? Bedarf es eines neuen Feiertags im Norden der Republik, den Reformationstag, der an die Trennung der Christen erinnert nur, weil es zu viele katholische Feiertage im Süden gibt? Hätte man nicht besser den Buß- und Bettag wieder aktiviert, der an Umkehr, Besinnung und Erneuerung erinnert? Was nützen Feiertage, auch christliche, wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten, wenn sich deren Sinn nicht mehr erschließt?  Wenn Staat und Kirche getrennt sein sollen, macht es für mich keinen Sinn, wenn Staatsdiener sich des Kreuzes bemächtigen. Der Verdacht entsteht, es zu missbrauchen. Vor 2000 Jahren war es das Instrument des Staates, Verbrecher zu bestrafen. Für uns Christen ist es das Zeichen der Liebe und Erlösung, die uns geschenkt wird durch den Tod Jesu am Kreuz. Es wird zu einem Zeichen, wie wir einander begegnen sollen. Es soll unser Handeln bestimmen, was wir tun und was lassen. Es soll einen und nicht trennen, Versöhnen und nicht spalten. Es ist nicht nur Kultur, es ist Leben! Das Kreuz gehört zu uns, weil der Gekreuzigte zu uns gehört. Es gehört nicht verordnet und nicht nur aufgehängt. Es will gelebt werden in unserem Leben. „Im Kreuz ist Heil und Leben, singen wir“.