Seniorenbeauftragter Rainer Spendel zieht Bilanz

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Ostrach – Rainer Spendel ist bekannt für sein Engagement, was die Belange der Senioren in der Gemeinde betrifft. Seit 2009 war er als Seniorenbeauftragter vor Ort unterwegs. Dafür erhielt er 2014 die Bürgermedaille, womit ihm die Gemeinde ihren Dank aussprach. Obwohl er noch viel vorhatte, setzt er sich in diesem Jahr gesundheitsbedingt zur Ruhe und gibt seine Projekte ab. „Ich habe viele Sachen gemacht, aber es war nie eine Belastung für mich“, versichert Spendel. Im Gegenteil, er setzte noch einen oben drauf: „Hätte ich all das nicht gemacht, wäre es mir langweilig gewesen.“ Der Engagierte sah die Mäkel, suchte Lösungen und schlug seine Ideen Bürgermeister Christoph Schulz vor. „Der Posten des Senioren-Beauftragten war notwendig und damit waren wir der Zeit weit voraus“, beschreibt er die damalige Lage. „Was mir allerdings nicht gelungen ist, war einen Senioren-Rat ins Leben zu rufen“, fährt Spendel fort. „Wir waren acht Leute und teilweise waren es äußere Umstände, die dazu führten, dass er nicht bestehen blieb.“ Dennoch trug das Achtköpfige Team einen wesentlichen Teil für die Gemeinde bei. Spendel stellt dieser Gruppe seine Idee des Bürgerbusses vor, die dann in diesem Gremium weiterentwickelt wurde. „Obwohl wir technisch noch gar nicht so weit waren, hatten wir schnell 30 Fahrer“, erinnert er sich. Dies sei auch die Grundlage gewesen, denn ohne Fahrer hätte man nicht weitermachen brauchen, betont er. Der Senioren-Rat übernahm anschließend die technische Abklärung, sowie die Organisation der Busstraßen. „Das ging aber über zwei Jahre und hat das ganze Projekt verzögert“, gab der ehemalige Seniorenbeauftragter zu bedenken. „Es wurden uns immer Knüppel zwischen die Beine geworfen.“ Doch der Bus fuhr, „und das ist das Schöne daran“, freut er sich. „Vor allem sehe ich viel mehr den sozialen Charakter. Wir fahren für die evangelische Kirche und machen einen Fahrdienst nach Ostrach, bringen sozial Schwache nach Saulgau zur Tafel, usw.“ Spendel blickt zurück: „Als es damals anfing, gab es ja bei uns gar nichts. Ich habe damals mit Gisela Franke in Pfullendorf Kontakt aufgenommen.“ Sie war die Initiatorin des dortigen Bürgerbusses und übernahm für das Ostracher Vorhaben die Patenschaft. „Von anderen sind wir oft angelogen worden, das hat mich maßlos geärgert“, erwähnt er die Schattenseite. Im Oktober wird der Bus drei Jahre alt. „Die Zahlen der Fahrgäste hat sich in 2015 auf 2016 verdoppelt und wir stehen in der Prognose gut dar.“ Dennoch betont Spendel: „Aber das ist nicht das Hauptding. Die Aufgabe des Busses ist eine andere.“ Er erwähnt an dieser Stelle nochmals den sozialen Aspekt. „Was mich positiv berührt hat, ist mein Literaturkreis. Da bin ich stolz drauf“, fährt er fort. „Ich lese gerne und dachte, dass es so bestimmt auch anderen geht“, beschreibt der Initiator die Entstehungsgeschichte. „Das Schöne ist, dass er nicht abstirbt, sondern immer mehr wird. Die Leute kommen aus Wald, Pfullendorf, Bad Saulgau und sie kommen, weil wir es anders machen“. Was anders ist, lässt er nicht unbeantwortet. „Wir reden schon über Kitsch und woran man gute Literatur erkennt, aber wir analysieren es nicht wissenschaftlich.“ Nochmals betont Spendel: „Das macht mir Spaß und das mache ich auch weiter.“ Mit einem Lächeln erwähnt er: „Nun lesen wir bald das 100. Buch.“ Darauf freut er sich schon und beschreibt das Auswahlverfahren. „Es wird ein Buch ausgesucht und demokratisch abgestimmt oder ich suche aus, das heißt, dass ich nach einem bekannten Schriftsteller schaue, der zu dem Monat einen Bezug hat. Wir informieren uns auch über aktuelle, literarische Geschehnisse, z. B. wer einen Preis bekommen hat.“ Der Literaturkreis trifft sich immer vormittags. „Damit sind es Pensionäre und Rentner, die zusammenkommen und das ging positiv auf“, freut sich der Lesebegeisterte. Eine dunkle Wolke hingegen liegt auf der Idee des Internet-Cafes. „Das ging nicht auf. Es war gut gedacht, aber es war vier Jahre zu spät. Es gab viele Unterstützer, doch wir mussten feststellen, dass das ganze Engagement abbrach (Initiative „Internet goes Ländle), als die Smartphones und Tabletts Einzug hielten.“ Das Internet-Cafe an der Hauptstraße gibt es noch. „Wir haben Stammgäste, die dienstags kommen und Sportergebnisse abrufen“, so Spendel. „Wir haben auch Kurse angeboten und einen Ausbilder gehabt, aber der Bedarf war nicht da“, bedauert er. Nun will es Josef Breitschmitt auf „neue Füße“ stellen. Spielkreise und Stammtische seien wohl ebenfalls schwer ins Leben zu rufen. „Gerade ältere Menschen gehen nicht ins Lokal zum Spielen“. Viel erfreulicher war hingegen die Resonanz auf die angebotenen Sprachkurse. „Im Herbst 2015 hatten wir eine kleine Volkshochschule in Ostrach mit mehreren Englisch-, Spanisch-, Italienisch- und Französischkursen. Aber da muss man dahinter her sein und immer die Leute bei der Stange halten.“ Was Spendel ebenfalls in die Hand nahm, war die Initiative für eine Baumbibliothek. „Es war nicht meine Idee. Ein Bekannter aus Berlin regte mich an. Dann recherchierte ich und ging zu Wolfgang Richter. Der Förster griff die Idee sofort auf und sie wurde hervorragend umgesetzt.“ Diese Form der Bibliothek im Freien an der Ostrach wurde gut angenommen, „aber 14 Tage später wurde eine Seite angezündet und Bücher in die Ostrach geworfen.“ Doch der Initiator blieb unbeirrt. „Dann gingen wir an die Schulen und klären über die Nutzung auf, vor allem, dass die Bücher behalten werden dürfen.“ Umso mehr freut er sich, dass „das jetzt in den Köpfen drin ist und das Angebot inzwischen fünf- bis sechsmal komplett erneuert wurde.“ Sein Resümee dazu: „Das war auch eine gute Sache.“ Seine Hauptaufgabe lag allerdings darin, die Gemeinde seniorengerechneter zu machen. „Dafür habe ich viel mit dem Ortsbaumeister Brotzer zusammengearbeitet.“ Spendel weiß aus Erfahrung, dass „manche Dinge sehr, sehr lang dauern“. „Gerne hätte ich eine Querungshilfe in der Ecke Riegger zum Penny-Markt hin gehabt. Die Gemeinde hätte da sicher nichts dagegen, aber das geht übers Land und das ist schwierig.“ Dafür hat er den Handlauf zur Holdersteige hoch initiiert. An Grenzen stieß er, was die Bekiesung des Friedhofs betrifft, die mit einem Rollator oder Rollstuhl nicht befahrbar ist. „Auch die Abflachung eines Bürgersteigs geht nicht unendlich. Wenn er zu flach ist, kann wieder ein Auto drüberfahren.“ Gerne hätte er eine Patenschaft zum Gießen eines Blumenkübels an der Ostrach ins Leben gerufen. „Die Gemeinde zahlt einem im Monat eine Vesper“, schildert er seine Gedanken. „Aber auch da kam nichts zustanden.“ Und so „fallen mir noch viele Dinge ein und es hat Spaß gemacht, aber wegen meiner Gesundheit habe ich aufgehört“, fasst der Kreative zusammen. „Ich hätte es gerne gesehen, einen Kümmerer einzusetzen, der einmal in der Woche durch die Gemeinde geht, beim Bürgermeister vorgelassen wird und er zum Bauhof kann, um das in die Wege zu leiten.“ Er weiß, „wenn nichts passiert, schürt es Unmut bei der Bevölkerung“. Deshalb sollte so ein Kümmerer etwas bewegen können. „Das hätte ich gerne noch gemacht, aber das geht nicht mehr.“ Was ihm am meisten am Herzen lag, „ist der Literatur-Kreis. Das freut mich, dass der so ankam.“

Bildtext: Der Pensionär Rainer Spendel setzte sich seit 2009 als Seniorenbeauftragter für deren Belange ein. Nun widmet er sich seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Lesen