Tausende Besucher tauchten ein in die Geschichte der Kelten

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Ostrach-Hundersingen – Tausende Besucher kamen am Wochenende von ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland, vor allem der Schweiz und Frankreich, um das keltisch-griechische Sommerfest im Freilichtmuseum Heuneburg zu feiern. Das Angebot war üppig und ansprechend. Verschiedene Vereine und Kelten-Freunde von weit her gaben anschauliche Eindrücke einer längst vergangenen Kultur.

Griechische Modenschau aus der Zeit zwischen 500 und 200 v. Chr.

Neben Workshop-Angeboten wie Feuerschlagen und Mit-Mach-Angeboten für Kinder zum Bogenschießen, Schmieden, Schiffsmodelbau gab es immer wieder Präsentationen, die selbst die kleinen Zuschauer staunen ließen. Eine griechische Modenschau im ältesten, namentlich erwähnten Ortes Deutschland, der Keltenstadt Pyrene? „Die südländische Lehmziegelmauer bedeutet eine mehrere Jahrhundert lange Verbindung zu den Griechen“, eröffnete Marco Grün die griechische Modenschau, der viele fragende Gesichter wahrnahm. „Der griechische Wein war ein Exportschlager und in manchen Fürstengräber wurde eine komplette Weinausstattung gefunden“, fuhr er fort. Die Kelten unterhielten intensive kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen zu ihren mediterranen Nachbarn, den Griechen und den Römern. „Es gab auch immer wieder Kriege zwischen den Kelten und den Griechen und von dem ausgehend ist es angemessen, auf einem Keltenfest auch griechische Moden zu präsentieren“, erklärte Marco Grün. Ein wichtiges Merkmal war gewesen: „Wir tragen keine Hosen, das war für einen Griechen barbarisch.“ Ein Chiton sei ein griechisches Alltagsgewand gewesen, das in warmen Gegenden mit kurzen Armen getragen wurde, in Makedonien mit langen. Bedeutungsvoll für Rang und Wohlstand war der Mantel, der aus feinem Stoff und entsprechender aufgemalter Musterung ausdrückte: „der Mann hat Geld“. Damit er gut gefallen ist, wurden kleine Bleigewichte eingenäht. „Dann ging der Mann in die Stadt zu einem Symposium, bei dem über Wirtschaft, Politik und manchmal auch über Philosophie geredet wurde.“ Eine neugierige Frage aus dem Publikum bezog sich auf die Unterwäsche. „Was trug denn der Mann drunter?“ beantwortete Marco Grün mit „gar nichts oder einen Lendenschurz“. Der Mantel der Frau erstreckte sich bis auf den Boden. „Das Kopftuch war ein Zeichen für die ehrbare, verheiratete Frau“, informierte er weiter und gab gleichzeitig Einblicke über die Rolle der Frau in der klassischen Epoche zwischen 500 und 200 vor Christus. „Eine Frau hütete das Haus und ging selten aus. Dafür war sie die Hausherrin“, so der Experte dieser Zeit. „Sie stellte die Textilien selbst her und es gehörte sich für eine gute griechische Frau, dass sie gut spinnen und weben konnte.“

Schwierige Rekonstruierung bei den Kelten

Etwas schwieriger gestaltet sich bei den Kelten die Rekonstruierung über den Ausdruck der Kleidung. Es gäbe nur wenig Funde und in den Gräbern sei viel Metall, aber kaum mehr Textilien. Dank moderner Analysen könne nun aber manches rekonstruiert werden, wurde bei der keltischen Modenschau erklärt. Das Merkmal der damaligen Mode war weite Kleidung, die mit Fibeln zusammengehalten wurde. Regionale Unterschiede gab es über die Ausdrucksweise beim Tragen von Schmuck. In Thüringen galt „umso mehr Schmuck, umso reicher“, während eine keltische Dame aus Baden-Württemberg nur sehr dezent Edelmetalle trug. Das fünfte Jahrhundert rief eine deutliche Veränderung der Kleidung hervor, sowohl bei der Frau, die keine Gürtel mehr trugen, dafür Ringe und Armreife, als auch bei den Männern. Die Herren nutzen wenig Fibeln für ihre Kleidung, dafür viel Goldarmreife. Außerdem habe ein keltischer Mann kaum Waffen getragen, so die Information. Die Kopfbedeckungen erinnerten an asiatische Hütchen, doch der erste Fund war in Hochdorf, Baden-Württemberg. Der Hut wurde aus vielen Birkenblättern hergestellt und mit Mustern verziert. Eine weitere Veränderung in diesem Jahrhundert war die Veränderung, dass die Männer begannen, Hosen zu tragen. Fürs Reiten sei das wesentlich einfacher gewesen.

 

Römisches Militär und dessen Ausstattung

„Wer den Helmbusch trug, hatte das Sagen“ informierte Ursus Gaudius Magnus (übersetzt: der große Spaßbär) mit dem bürgerlichen Namen Holger Seifert von „COH-I-RAET“ – 1. Rätische Kohorte, der Römergruppe Ennetach. Damit stellte er die Struktur im römischen Militär vor. Ein Soldat hatte „genagelte Sandalen für guten Halt im Wald.“ Zur Kriegs-Ausstattung gehörte ein Schild „mit Pilum, einem Wurfspieß, der dann sozusagen als „One-Way-Waffe“ galt.“ Er informierte und demonstrierte weiter über die Waffen und Verteidigungsmaßnahmen, aber gleichzeitig gab er auch Einblicke in das Legionärsleben. „Wenn man die Zeit als Legionär überlebt hat, bekam man die römische Staatsbürgerschaft und die hatte große Vorteile.“ Eine Frage der Gäste bezog sich auf die Länge. „Die Legionäreszeit war anfangs 20 Jahre und wurde später auf 25 Jahre erhöht“, antwortete er. „Die Bezahlung erfolgte dann nur noch in Naturalien, womit sich die schlechte Wirtschaftslage bereits abzeichnete“. Ursus Gaudius Magnus zeigte das Gepäck mit dem ein römischer Soldat unterwegs war. Neben den Waffen war darunter Getreide mit Mühle, denn das Alltagsessen und Grundnahrungsmittel war Puls, der Getreidebrei. „Verfeinert wurde er mit allem, was am Wegesrand oder in den Gärten der anderen zu finden war.“ Damit gab Holger Seifert ebenfalls Einblicke in eine schwer vorstellbare Zeit.

Im Freilichtmuseum konnten die Lebenswelten der Kelten besichtig werden und jedes Zelt zeigte ein Handwerk der damaligen Zeit. Die mächtigen Wallanlagen und die großen Grabhügel lassen die Bedeutung der Heuneburg erahnen. Die bronzezeitliche Höhensiedlung zeigt Hinterlassenschaften der frühkeltischen Zeit, die weit über alle Grenzen hinaus bekannt sind. Pyrene, die keltische Stadt an der Donau wurde im 5. Jahrhundert vor Christus bereits vom griechischen Schriftsteller Herodot erwähnt.

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