Ostrach-Magenbuch – Eine der größten Amphibienwanderungen im Landkreis Sigmaringen hat am Lausheimer Weiher begonnen. „Früher war die Straße einmal im Jahr bepflastert mit toten Kröten“, erinnerte sich Volker Mahlenbrey. Mit einer Bürgerinitiative und vielen freiwilligen Helfern kümmert er sich im Frühjahr für etwa sechs Wochen darum, dass die Tiere unbeschadet über die Straße kommen. Im vergangenen Jahr wurden über 8000 Kröten, Frösche und Lurche hin- und hergetragen. Dabei engagieren sich ebenfalls Schüler und Eltern der Schulklassen in Hohentengen, vom Gymnasium in Pfullendorf und dem Bildungshaus KomBiLe vor Ort.
„Vor 12 Jahren hat es die Familien Lenk als Mitglied im NaBu in die Hand genommen und organisiert, dass das Landratsamt Zäune aufstellt“, berichtete Mahlenbrey. „Wenn es dann losgeht, melden wir uns.“ Der Familienvater half von Anfang an mit und als es Lenks nicht mehr machen konnten, übernahm er vor vier Jahren die Koordination dieser Hilfsaktion. Mahlenbrey teilt die Schichten ein, denn eingesammelt werden muss morgens und abends. Dabei greift er auf einen Helferpool von etwa 15 Unterstützern zurück und findet diese auch in der eigenen Familie. Neben seiner Ehefrau bekommt er ebenfalls Verstärkung durch seine beiden Söhne. Mika entpuppt sich mit seinen sieben Jahren bereits als Kröten-Experte und weist darauf hin, dass sein Rekord bei 299 eingesammelten Kröten an einem Tag liegt. „Der Eimer war schwer“, versicherte er. In diesem Jahr waren 147 Tiere Mikas höchstes Ergebnis an einem Samstagmorgen. Insgesamt lag der Sammelrekord für einen Einsatz in diesem Jahr bei 800 Kröten. „Das Höchste, was wir je hatten, waren 1200 Kröten in einer Aktion“, wusste der Papa.
Im Frühjahr 2017 begann die Krötenwanderung zwei Wochen früher. „Das war vergangenes Jahr auch schon zwei Wochen früher“, erinnerte sich Mahlenbrey. „Sobald fünf Grad plus erreicht sind und morgens das Gras feucht ist, sind sie unterwegs.“ Pro Jahr wird damit zwischen 8000 und 9000 Kröten das Leben gerettet. „Und das sind nur die Tiere, die gezählt werden. Unterwegs sind noch viel mehr, die durch den Tunnel gehen.“ Dieser wurde eigens für die sichere Überquerung der Landstraße zum Lausheimer Weiher hin gebaut, den die Landwirbeltiere zum Laichen aufsuchen. „Und den merkt man, er wird gut angenommen.“ Wenn die Helfer nach ihrer Schicht die Zäune abgelaufen sind, schicken sie anschließend eine E-Mail an den Koordinator mit der investierten Zeit und der Anzahl der Tiere. Diese wird weitergeleitet an den Ortsvorsteher Hubert Frank, der sich mit dem Nabu in Verbindung setzt. „Die Zeit wird honoriert“ freut sich Mahlenbrey über die Anerkennung. „Es reicht gut für ein Helferessen und was übrigbleibt, geht als Spende an die Schulen, die sich daran beteiligen.“ Er ist begeistert: „Es ist eine tolle Sache, Biologie-Unterricht an Ort und Stelle zu erleben“. Außerdem gibt es noch ein Studienfach in der idyllischen Stille. „Dabei lässt sich der Biber bei seinen Arbeiten gut beobachten“, weiß er aus Erfahrung.
Nach dem Gewitter waren Mika Mahlenbrey und Lea Passoke wieder am Lausheimer Weiher im Einsatz, um den Kröten das Leben zu retten. Fotograf: Volker Mahlenbrey