Ostrach – Ein Horrorszenario: Die Pfarrkirche Sankt Pankratius brennt lichterloh und Pfarrer Meinrad Huber liegt bewusstlos vor dem Altar. Dichter Qualm drang aus der Eingangstür und leichte Rauchschwaden zogen bereits aus dem Kirchturm ab. Das Feuer hat sich ausgebreitet und selbst die höchste Stelle des Gotteshauses erreicht. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Martins-Hörner zu hören waren. Insgesamt zwölft Einsatzwägen mit einem MTW (Mannschaftstransportwagen) der Wehren aus Herbertingen, Mengen, Illmensee, Bad Saulgau und Ostrach brausten um die Ecke. Jeder hatte seinen Platz: einer fuhr direkt auf den Kirchplatz. Das war der Wagen aus Mengen, der eine Leiter hatte. Zwei junge Einsatzkräfte kümmerten sich um das Löschen des Kirchturms. Andere stellten sich vor die große Kirchentür, der Rest verteilte sich in der Kirchstraße zum Herbert-Barth-Platz hin. Jeder wusste, wo sein Platz ist und alles klappte wie am Schnürchen. Der Einsatzleiter Johannes Fularczyk verschaffte sich einen Überblick, gab Anweisungen, wie der Brand am schnellsten in den Griff zu kriegen ist und kümmerte sich um die Rettung des orientierungslosen Pfarrers. „Ich lag auf dem Boden und hoffte auf Rettung. Du siehst nichts mehr, es ist ein komisches Gefühl und man kann dabei in Panik geraten“, schilderte er seine Momente in der vermeintlich brennenden Kirche. Mit einer Nebelmaschine wurde der Rauch entwickelt. Anschließend stellten die Rettungskräfte Belüfter auf, um wieder klare Sicht herzustellen. Der Geistliche verschaffte sich dann einen Üb
erblick, was alles getan wird, um das Gotteshaus vor weiteren Flammenübergriffen zu schützen. Die jungen Einsatzkräfte bildeten eine Riegelstellung und bauten Wasserleitungen auf, zunächst über die Hydranten, aber dann auch zur Ostrach. „Im ersten Moment wird das Wasser über den Hydranten geholt, weil es schnell gehen muss. Aber dann wird das Bachwasser geholt, um das Trinkwasser zu schonen“, erklärt der Einsatzleiter die Schritte. Die Feuerwehrmannschaft bekam Kommandos und bestätigten diese, bevor sie zur Tat übergingen. Als die Arbeit erledigt war, waren sich die jungen Helfer einig: „So macht Feuerwehr Spaß!“. Das war auch das Ziel des Jugendleiters. Fularczyk erklärte, dass es etwa um 30 Prozent technische Wissensvermittlung ging, aber um 70 Prozent Spaß. Somit hat er rundherum erreicht, was er sich vorgenommen hatte und war selbst „sehr zufrieden“ mit dem Ergebnis. Pfarrer Huber verschaffte sich anschließend selbst einen Überblick, ob der Kirchturm gelöscht wurde. Dazu fuhr er mit dem Leiterwagen noch einmal nach oben und war froh, als er anschließend wieder festen Boden unter den Füßen hatte. „Es war schon etwas wackelig“, sagte er. Doch den Blick zu den Störchen ins Nest auf dem Turm genoss er trotzdem. Auf die Frage nach der Brandursache spekulierte er mit einem Augenzwinkern: „Vermutlich hat der Bürgermeister eine Kerze angezündet und beim Verlassen der Kirche nicht ausgemacht.“ Feuerwehr-Kommandant Eugen Kieferle wusste anschließend, dass es sich um einen technischen Defekt im Gotteshaus handelte, der dieses Feuer ausgelöst hat. Dies war Grund genug für Pfarrer Huber, nach dieser Information einen prüfenden Blick durch die Kirche schweifen zu lassen. „Die Holzbänke könnten hier gut brennen, aber vor allem die Decke“, entdeckte er. Doch Fularczyk fand beruhigende Worte: „Wir sind mit unseren Jungen auf einem guten Weg“, stellte er fest. „Es läuft noch nicht so, wie bei den Aktiven, aber dafür ist es die Jugendfeuerwehr. Da sind Fehler noch gestattet.“ Kreisjugendleiter Dennis Pfleghaar vom Kreisfeuerwehrverband Sigmaringen e. V. unterstrich noch einen Aspekt: „Was die Jugendlichen sehen sollten, ist die Zusammenarbeit mit anderen Wehren und die gemeinsame Unterstützung zur Überlandhilfe. Das ist auch bei den Aktiven inzwischen üblich und wichtig, da die Wehren immer kleiner werden.“