Ostrach – Bravo- und Jubelrufe hagelte es am Abend des Open-Air-Konzerts mit BRASSerie auf dem Kirchplatz. Schon lange vor dem Ende kündigte das Publikum an, dass es auf jeden Fall noch Zugaben wünscht. Die Gäste des besonderen Ereignisses im Rahmen der Musikfestwochen Donau-Oberschwaben unter freiem Himmel waren begeistert. In der lauschigen Kulisse des Parkplatzes zwischen Kirche und dem Landgasthof „Hirsch“, der mit einer Auswahl an Oldtimern umrahmt wurde, genossen mehr Gäste das Konzert, als es Karten gab. Es musste nachbestuhlt werden und weitere Eintrittskarten wurden improvisiert. Die Stimmung, das Wetter und das Programm, es war eine runde, gelungene Sache.
Mit viel Können zeigte sich das Quintett nicht nur musikalisch. Immer wieder gelang es den Bläsern, das Publikum musikalisch mit einzubeziehen. An anderen Stellen gewann Posaunist Konstantin Päßler als Entertainer das Lachen der Gäste durch originelle Ansagen.
Die fünf Profimusiker aus der Pfalz trafen sich 1999 und beschlossen schon bald eine gemeinsame Konzerttätigkeit. Sie boten eine bunte Bandbreite der Musik der letzten drei Jahrhunderte – von Mozart bis DJ Ötzi. Dazwischen brachten sie die Gäste zum Träumen und Genießen zu Bachs „Air“. Beim „Hummelflug“, den Solotubist Karl Berkel auf seinem „dicken Brummer“ zum Besten gab, erweckte es den Anschein, dass sich keiner mehr im Publikum zu atmen traute. Als Manuel Viehmann zeigte, wie er als klassisch ausgebildeter Konzerttrompeter sein Instrument bediente, erntete er großen Jubel. Danach stimmte das Ensemble den Evergreen „Sunny“ an und präsentierte exakte Töne, leidenschaftliche Übergänge und besondere Effekte. Ein kräftiges Tuba-Solo kam bei „Children of Sanchez“ wunderbar zur Geltung und für den Schellack-Effekt zu „Je ne regrette rien“ von Edith Piaf verteilten die Musiker Süßigkeiten in kleinen Plastiktüten, die das Publikum kräftig raschelte. „Petit fleur“ habe ihn in Paris das Herz gebrochen, kündigte Päßler das nächste Stück an. Er spielte weiter auf seiner Trompete. „Nun hören Sie, was daraus geworden ist“. Die Begeisterung war groß, als die Melodie des erstmals 1941 aufgenommenen mexikanischen Liebesliedes „Bésame mucho“ als hingebungsvoller Tango erklang. Das Repertoire erstreckte sich vom „Rocky-Theme“ bis zu „Wicki und die starken Männer“. „Wir wollen vor dem härtesten Publikum bestehen“, eröffnete der Moderator die nächsten Titel, „und das sind die Kinder.“ Sie präsentierten ein musikalisches Märchen und erzählten die Geschichte der Bremer Stadtmusikanten, „so, wie sie wirklich war.“ Die Katze „Donald Trumpet“ spielte Amerikanischen Jazz auf und erntete viele Jubel-Rufe. Als die Stadtmusiker in Bremen angekommen sind, spielten sie eine „Zusammenfassung aller Vogelarten, die Sie je gehört haben.“ Trompeten mit Schalldämpfer ähnelten den Enten und zu „Simsalabasaladusaladim“ riefen sie ein heiteres Gezwitscher auf der Bühne hervor. Einen musikalischen Gruß schickten die Musiker ins Publikum, als sie den Zugabewünschen mit „I´m so happy“ und einer individuellen Interpretation von DJ Ötzi mit „Du in 100.000 Sternen“ nachkamen.
Nach dem Konzert tauschten sich die Gäste über die Titel aus. Sie freuten sich über die Vielfalt, die ihnen geboten wurde. Unter ihnen tummelte sich ein Musikexperte, der Dirigent des Musikvereins Ostrach Paul Maier. „Es hat mir sehr gut gefallen“, war sein Feedback. Da er selbst immer wieder Konzerte vorbereitet, hatte er noch einen anderen Blickwinkel, der ihm auffiel: „Sie spielten quer Beet und das ist sehr wichtig, dass für jeden etwas dabei ist, denn das kommt an.“ Die Musiker drücken für ihn aus: „Dass sie so aufeinander eingespielt sind, zeigt ihre Qualität. Das spürt man, dass sie sich jeden Tag mit ihren Instrumenten beschäftigen. Das muss man, um diese Tonqualität zu erreichen.“ Maier war völlig begeistert. „Dass sie einmal zu uns kommen, ist etwas Besonderes“, betonte er. Seine persönlichen Gedanken zu deren Leistung sprach er ebenfalls aus. „Es ist immer erstaunlich, wie die Leute das Spielen mit ihrer täglichen Arbeit verknüpfen können, dass man zu so einer Qualität kommt.“ Dabei nannte er ein paar Fachbegriffe aus der Musik und erklärte, dass „Lippentriller“ das Schwierigste sei, was man auf einer Konzerttrompete spielen könnte. „Und sie haben einige davon heute Abend ganz hervorragend gespielt“, so der Experte. Was ihm noch auffiel, war die Akustik. Er habe sich das Konzert von verschiedenen Stellen aus angehört und stellte fest: „Toll! Es war der richtige Platz.“ Maiers Fazit: „Es hat schön Spaß gemacht und es ist ein Höhepunkt des Sommers in Ostrach.“
Die Oldtimer, die den Platz säumten, verwiesen bereits auf das nächste große Event zum Dorffest am 2. und 3. September 2017: Das Oldtimer-Festival Ostrach. Weitere Infos unter www.oldtimer-festival.eu
Auf dem Kirchplatz vor der Oldtimer-Kulisse geben BRASSerie ein unvergessliches Open-Air-Konzert: Solotrompeter der Bielefelder Philharmoniker Manuel Viehmann, Solohornist der Bremer Philharmoniker Matthias Berkel, Solotubist am Staatstheater Cottbus Karl Berkel, Entertainer und Marketingmanager Konstantin Päßler und Trompetenlehrer Björn Bein
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