Ostrach – Sein 35-jähriges Jubiläum feierte er in diesem Jahr: Hausarzt Manfred Schweigart betreibt nun seit genau 1. April 1982 seine Praxis für Allgemeinmedizin am Ort. Zurückblickend auf seine Jahrzehnte langen Erfahrungen sagt er zufrieden und entspannt: „Ich würde alles genau so wieder machen!“.
1950 erblickte der Mediziner das Licht der Welt und ist im Schloss in Altshausen aufgewachsen. Zu dieser Zeit gab es noch das „Progymnasium“ in Altshausen, dass der Jugendliche besuchte. Anschließend absolvierte er sein Abitur in Bad Saulgau. Der nachfolgende Militärdienst hatte große Auswirkungen auf sein zukünftiges Leben. „Während der Bundeswehrzeit entwickelte sich dieser Berufswunsch“, blickt er zurück. Der heutige Landarzt interessierte sich für die Naturwissenschaft und beschloss, daraus ein Medizinstudium zu machen. Erst war er in Ulm, danach ging es für ihn in München weiter. 1978 hatte Manfred Schweigart seinen Abschluss als Arzt und bekam die Zulassung. „Nun begann die Facharztausbildung von vier Jahren, die ich in Kempten und Pfullendorf machte“, erzählt er weiter über seinen Werdegang. Am 6. Oktober 1982 legte der Medizinabsolvent in Tübingen die Prüfung für den Facharzt für Allgemeinmedizin ab. Durch einen persönlichen Kontakt wurde er auf eine Chance aufmerksam gemacht. „1982 kam ich nach Ostrach und habe die Praxis Dr. Mussotter übernommen.“ Nachdenklich fügt der Mediziner hinzu: „Auch damals war es wohl nicht so einfach, einen Landarzt zu finden.“ Schon bald sollte sich herausstellen, dass der junge Arzt dort nicht bleiben konnte und baute seinen eigenen Standort auf. 1986 war der Umzug „und dann hat sich das hier entwickelt und ist gewachsen.“ Manfred Schweigart weiter: „Vor gut 15 Jahren kam Andreas Simon dazu und daraus ist dann die Gemeinschaftspraxis geworden“. Vorletztes Jahr vervollständigte Dr. med. Kim Hofrichter das Trio und nun heißt diese Adresse „Praxis an der Ostrach“. Zurückblickend sagt der Landarzt: „Es hat sich vieles verändert: die Arbeitszeiten waren nicht geregelt, wir haben viele Nachtdienste und fast jedes Wochenende Dienst gemacht. In den ersten Jahren gab es auch kein Notarztnetz. Wir fuhren zu Unfällen und mussten raus aus der Praxis, obwohl das Wartezimmer voll war. Aber früher waren auch die Gebiete anders aufgeteilt und die Patienten waren weniger“. Was ihn und seine Praxis betrifft, erwähnt er: „Viele, viele Jahre hatte ich kein Terminsystem und das hat geklappt. Jetzt haben wir ein Terminsystem, denn das würde heute nicht mehr funktionieren.“ Die Rolle eines Arztes beschreibt Manfred Schweigart so: „Ein Arzt ist ein Wegweiser, kein Vorbild“. So sah er sich und arbeitete danach. „Nun habe ich 42 Jahre Erfahrung, mit Studienzeit sind es 45 Jahre und in der Medizin ist das eine weite Spanne. Inzwischen hat die Entwicklung große Schritte gemacht und es war extrem wichtig, sich ständig fortzubilden.“ Darauf legte er auch stets seinen Schwerpunkt. Über das Hausarzt-Programm haben sie einen Qualitätszirkel nachzuweisen. „Außerdem“, betont der Mediziner, „muss das selbstverständlich sein, da sich alles schnell weiterentwickelt und nicht stehen bleibt.“ Und dennoch steht für ihn ein ganz anderer Aspekt an oberster Stelle. „Die Freude am Beruf ist das allerwichtigste! Es ist schlecht, wenn einem diese abhandenkommt. Der finanzielle Aspekt ist sekundär.“ Und dennoch sei eine Praxis auch ein Betrieb mit einer kaufmännischen Seite. „Das finanzielle Auskommen – auch hier auf dem Land – ist in Ordnung. Ich konnte alle meine Sachen erledigen“, nickt er zufrieden schauend. „Das ist eine Herausforderung, der sich möglicherweise heute keiner mehr stellen mag. Es war aber nicht blauäugig, obwohl es keine Zuschüsse gab. Es war meine unternehmerische Tätigkeit“, formuliert er es aus. Was ihm ein beruhigtes Gefühl dabei gab, war der Berater an seiner Seite. „Um so etwas zu riskieren, braucht man auch einen guten Steuerberater.“ Und heute blickt der Landarzt entspannt und zufrieden zurück: „Alles erledigt!“ Lächelnd erzählt er weiter: „Es waren Jahrzehnte und wir haben noch gewisse schwäbische Mentalitäten: erst kommt die Pflicht, dann die Kür.“ Doch sein absolutes Erfolgsrezept betont er immer wieder: „Die Freude am Beruf ist wichtig und Arzt sein ist kein üblicher Beruf. Deshalb sollte ein Arzt etwas mehr davon haben an Freude mit dem anderen umgehen zu dürfen.“ Es bereitete ihm auch Freude, stets in seine Praxis zu investieren. „Heute schaffen wir das Doppelte im Vergleich zu früher und sind aufs Modernste eingerichtet“, versichert er. „Mit einem jüngeren Kollegen kommt auch wieder mehr Schwung. Ich wollte damals schon viel machen, aber alleine ging das nicht mehr.“ Manfred Schweigart kam mit seiner Kapazität an Grenzen. „Mit Andreas Simon konnte ich vieles realisieren, was vorher nicht möglich war: Psycho-Therapie, Suchttherapie, Akkupunktur. Dr. Kim Hofrichter brachte die Sportmedizin mit, die manuelle Medizin oder wie es früher hieß, die Chiropraktik.“ Er wiederholte nochmals, dass ein „Kollege immer eine Bereicherung ist – für die Praxis und für die Patienten.“ Dem inzwischen 67-Jährigen steht nun der nächste große Schritt bevor. „Die allermeiste Zeit hatte ich viel Freude an meinem Beruf und nun muss ich loslassen.“ Der Vollblut-Mediziner bereitet sich langsam auf seinen Ruhestand vor. Rückblickend stellte er fest: „Ich hatte eine robuste Gesundheit und da bin ich dankbar. Auch körperlich hat mich nichts beeinträchtigt. Bis vor ein paar Jahren hatten wir nie mehr wie 14 Tage Urlaub gemacht. Für mich hat es viel ausgemacht, dass meine Familie im Haus war. Ich habe das immer so haben wollen und empfand es nie als störend. Es spielte aber auch keine Rolle, ob ich dann umgekehrt einmal in Jägerklamotten in die Praxis bin.“ Der engagierte Arzt wusste genau, wo seine Grenzen sind und setzte dann auch Kollegen ein, bevor er sich übernahm. Seine Ehefrau hielt ihm den Rücken frei und er genoss es, immer bei seiner Familie sein zu können, die nur eine Tür weit von ihm entfernt war. Auch für ihn gab es Fälle, die nicht spurlos an ihm vorbeizogen. Er versuchte, immer professionell damit umzugehen. Und wenn das einmal nicht ausreichte? „Wenn es nicht ging, konnte ich mit meiner Frau drüber reden. Das half mir immer.“ Seine Pläne für den Ruhestand sind zunächst, alles auf sich zukommen zu lassen. „Ich möchte einmal nach Indien, aber wichtig ist auch meine Familie, mein Hund und mein Garten.“ Doch er will entspannt alles dann entscheiden können, wenn es so weit ist. Allgemeine Fragen, die in solch einer Situation auftreten, seien immer, ob sich das rentiere. Er fragt, „weiß man das?“. Gleichzeitig hat er eine Antwort darauf, die einem Lebensmotto gleicht: „Was Freude bereitet, rentiert sich!“. Wann er diesen Schritt jedoch gehen will, ließ er noch offen. Auch hier wird er danach entscheiden, ob er bereit ist und ihm der Ruhestand zu diesem Zeitpunkt Freude bereiten wird.
Seit 35 Jahren praktiziert Manfred Schweigart als Facharzt für Allgemeinmedizin in seiner eigenen Praxis und baute diese zu einer Gemeinschaftspraxis aus